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Karosserie / Innenraum:
Um anspruchsvollen Volkswagen Kunden einen neuen, kompakten Sportler oberhalb des GTI zu geben, brachten die Wolfsburger vor 1 Jahr den Golf R auf den Markt.

Optisch kommt der Golf R mit dezenten Veränderungen daher. Etwas sportlichere Schürzen und Schweller, so wie am Heck vier Endrohre, dunkle Rückleuchten und silberne Außenspiegelkappen kennzeichnen den stärksten Serien-Golf aller Zeiten. Serienmäßig blickt der Golf R aus leuchtintensiven Bi-Xenon Lichtern in die Nacht hinein und am Tage ist das LED-Tagfahrlicht mit denen der kleineren Brüdern identisch.
Im Innenraum sind stärker konturierte Sportsitze mit besser ausgeformten Seiten- und Sitzwagen verbaut, die den Fahrer und Beifahrer bei kurvigem Geläuf angenehm festhalten halten. Auf Langstrecken sind diese absolut bequem und dank Lordosenstütze nochmal bestens an jeden Rücken anpassbar. Leider fehlt großgewachsenen Personen eine ausziehbare Schenkelauflage, um hier einen fast perfekten Sitzkomfort zu bieten.
Das Kombiinstrument ist mit blauen Zeigern, einem Tacho bis 320km/h versehen und die Ambientebeleuchtung erstrahlt in blau statt rot. Ansonsten bietet der Golf R das bekannt gute und ergonomisch fast optimale Cockpit aus den kleineren Golfmodellen.
Die verwendeten Materialien machten einen durchweg hochwertigen Eindruck, bei der Verarbeitung zeigte unser Testwagen jedoch Schwächen. So knarzte es aus der Hutablage und im Bereich des Dachhimmels deutlich.

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Motor / Getriebe:
Das wichtigste am Golf R arbeitet unter der Motorhaube. Der bekannte 2,0l 4-Zylinder Turbomotor aus dem GTI leistet hier nach umfangreicher Modifikation 300PS und kräftige 380Nm. Dank 4-Motion Allradsystem und dem optionalen 6-Gang DSG-Getriebes geht es in 4,9s lt Werk auf Tempo 100km/h.
Beim Kaltstart springt der Motor willig und mit einem kurzen Fauchen an, läuft dann ruhig und mit nur gering erhöhter Leerlaufdrehzahl vor sich hin. Vibrationen sind kaum spürbar und sauber nimmt der Motor Gas an. Also Wählhebel auf “D” und langsam aus der Garage rollen und dann sachte alle Betriebsflüssigkeiten auf Betriebstemperaturen bringen. Hat das Motoröl einmal 85°Grad erreicht, juckt es den Fahrer auch schon das Gaspedal sanft aber mit Nachdruck dem Boden entgegen zu führen.
Also Feuer frei, doch dann breitet sich zunächst einmal Ernüchterung beim Nutzer aus, denn unterhalb von 3.000U/min wirkt der R nahezu lustlos und fast kraftlos. Erst über dieser Marke kommt Leben in die Bude und der Turbolader scheint genügend Luft gefunden zu haben, um die Brennräume ausreichend zu versorgen. Dann dreht der Motor sauber und willig aus und die Drehzahlnadel stürmt dem Drehzahlbegrenzer entgegen. Kurzer Zug am rechten Schaltpaddel und das Doppelkupplungsgetriebe schnalzt den nächsten Gang ohne Zugkraftunterbrechung hinein. Der Anschluss ist dann auch so passend, dass der Turbolader wieder optimalen Druck hat und der Schub weiter anhält. Bis 250km/h rennt der Golf R dann flott und problemlos, bis ihn die Elektronik sanft in seinem Vordrang einbremst.
Die Klangkulisse des Golf R ist geprägt vom Soundaktuator, der auch schon im GTI für satten Klang sorgt. Im stärkeren Bruder ist der Klang deutlich stärker vernehmbar, das kernige brummen passt zu einem sportlichen Kompaktwagen sehr gut. Einzig auf der Autobahn beginnt die dauerhafte Beschallung im Innenraum etwas zu nerven. Wem der Klang also zu aufdringlich ist, der aktiviert einfach einen anderen Modus als „Race“ und schon ist Ruhe im Fahrgastraum. Am Heck trompeten die 4 Auspuffendrohe jedoch noch einen angenehmen Bass, der nie störend wird, sondern sehr gut zum Charakter des Golf R passt.
Im Alltag bietet der schwächere Antritt gegenüber dem GTI im unteren Drehzahlbereich den Vorteil unaufgeregter zu wirken, was gerade im Stadtverkehr sehr angenehm ist, auf einer flotten Fahrt jedoch störend ist.
Das verbaute 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe passt sehr gut zum Motor und kaschiert die Anfahrschwäche recht gut. Im “Race”- Modus hingegen reagiert das Getriebe etwas zu hektisch auf Gaspedalbefehle, so dass hier bei ruhigerer Fahrweise stets der Comfort- oder Eco-Modus anzuraten ist. Dann wechselt das Getriebe schnell und angenehm weich die Gänge und bietet einen guten Komfort für den Alltag. Einzig die gelegentlichen Schaltrucke beim Herunterschalten oder ruhigeren Anfahren stören das ansonsten gute Gesamtbild etwas.
Beim Verbrauch sollten die Wolfburger Ingenieure noch einmal einen genaueren Blick auf den R werfen. Denn trotz gleichem Antrieb wie im GTI, verbraucht der große Bruder ca 1,5l – 2l/100km mehr Kraftstoff. Das hier ~90kg Mehrgewicht und der Allradantrieb ihren Tribut fordern ist klar, wobei es nur einen Teil des Mehrverbrauchs rechtfertigt. Im Drittelmix kamen wir bei unserer Testfahrt auf stolze 11,8 l/100km. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das einfach zu viel.

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Fahreigenschaften:
Wer den Golf GTI gut kennt, diesen schon einige Kilometer bewegt hat, der wird sich jetzt gespannt fragen, wie fährt sich das stärkste Modell des Golf?
Kurz und bündig gesprochen, sehr sehr gut und sportlich! Das Fahrwerk bietet im Golf R auf trotz der 19″ Räder und dank der dynamischen Dämpferverstellung einen ausgezeichneten Spagat zwischen Alltagskomfort und Sport für kurvige Landstraßenpassagen.
Zunächst kommen wir zum Alltagspart. Hier beweist der Golf R wie schon der GTI mit seinen adaptiven Dämpfern, dass diese auf Unebenheiten sensibel ansprechen und die gröbsten Unebenheiten herausfiltern. Einzig Querfugen bekommen besonders der Vorderachse nicht, da auch hier der Golf R trocken Stöße an Karosserie und Fahrer weiter reicht. Kopfsteinpflaster meistert das straff abgestimmte Fahrwerk erstaunlich gut und die Lenkung ist angenehm leichtgängig in den Modi Comfort und Eco. Wer also im normalen Alltag unterwegs ist, dem sei eine der beiden Fahreinstellungen wärmstens empfohlen.
Soll es jedoch einmal die Hausstrecke flott entlang gehen und der Fahrer eine neue Bestzeit in den Asphalt brennen wollen, dann ist der RACE-Modus des DCC optimal. Die Dämpfer werden jetzt deutlich straffer justiert, die Lenkung bekommt weniger Servounterstützung, gewinnt dadurch nochmals an Präzision und der Motor spricht direkter auf Gaspedalbefehle an. Gerade bei verwinkelten Landstraßen schiebt der Golf R nun wesentlich später über die Vorderräder und die Seitenneigung in Kurven ist kaum vorhanden. So durcheilt der wilde Golf jegliche Biegungen flott, sicher und angenehm präzise. Der Allradantrieb bietet zudem die nötige Traktion und Sicherheit, wenn man das Schleuderprogramm ESC auch einmal stilllegt.
So gerüstet beweist der Golf R, dass hier der Allradantrieb genau das ist, was dem GTI fehlt. Denn er bringt die Leistung auch bei widrigeren Witterungsbedingungen optimal auf die Straße und kann früher aus der Kurve heraus beschleunigen, wo beim GTI Performance trotz Sperrdifferenzial ein merklicher Schlupf, Leistung verpuffen lässt. Die verbaute Sportbremsanlage wird ihrem Namen auch gerecht und bietet eine gute Bremsleistung auch bei höheren Geschwindigkeiten, lässt aber einen etwas präziseren Druckpunkt am Ende vermissen.

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Fazit:
Der stärkste Serien-Golf aller Zeiten ist am Ende fahrdynamisch eine deutliche Steigerung zum Einstiegsracer, dem GTI. Der Motor hingegen wirkt leider zu unharmonisch, zumal er über ein ausgeprägtes Leistungsloch verfügt. Der Aufpreis für etwas Kosmetik, die Leistungssteigerung und den Allradantrieb lässt sich Volkswagen zudem kräftig bezahlen.
Ob die gesteigerte Fahrdynamik dem Kunden am Ende gut 8.500€ wert sind und man einen deutlichen Mehrverbrauch akzeptiert, muss jeder für sich entscheiden. Der Autor dieser Zeilen würde wohl lieber beim GTI Performance bleiben …

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Technische Daten  
Leistung 300PS
Drehmoment 380Nm
Hubraum 2.0l 4-Zylinder Turbobenziner
0-100km/h 4,9s
Vmax 250km/h

 

Ausstattung:
– Navigationssystem Discover Pro
– el. Panoramadach
– Rückfahrkamera
– Adaptive Fahrwerksregelsystem DCC
– Aktiver Abstandsregeltempomat
– Spurwechselassistent
etc.

Ihr sucht weitere Infos zum VW Golf R oder braucht mehr Platz?! Dann schaut hier mal die Berichte der Kollegen an:

“Fährst du quer, siehst du mehr!” – Das Motto von Sebastian Bauer uns einem Test des VW Golf R auf passion:driving

Unsere Auto-Diva Nicole hatte den VW Golf R Variant auf der Rennstrecke.
Friedbert Weizenecker nimmt euch im Video liva auf eine schnelle Runde im VW Golf R Variant, ebenfalls in Ascari.
Der Kollege Thomas Majchrzak von Autogefühl hat den 300PS-Kombi ausführlich für euch getestet.

Hier noch einmal der Testbericht als Video von Ubi & Let’s Drive:
=> Bitte beachtet, dass UbiTestet nicht mehr mit Let’s Drive zusammenarbeitet!!

Comments (5)

  1. […] Testbericht ? VW Golf R 4-Motion DSG, gefunden bei ubi-testet.de (0.6 Buzz-Faktor) […]

  2. […] Perspektiven auf der Golf R Variant gibt es hier: der-autotester auto-diva ubi-testet […]

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