Ich bin kein Freund dieser neuen SUV-Boom-Welle. Für mich sind SUV‘s einfach unpraktisch, teuer und zudem meist auch nicht sonderlich attraktiv anzusehen. Die hohe Bauform der SUV‘s erhöht den Luftwiderstand und somit den Verbrauch und der hohe Schwerpunkt verschlechtert die Kurvendynamik. Ein kompaktes SUV im sogenannten C-Segment (Golf-Klasse auf gut Deutsch) könnte jedoch meine Meinung etwas verändern: Der Peugeot 3008.

Peugeot die letzten 3 Jahre einen beeindruckenden Sprung in Sachen Design und Technik bei seinen Fahrzeugen gemacht. Mit Einführung des Peugeot 308 konnten die Franzosen erstmals im Golf-Segment einen für mich ernstzunehmenden Gegner auf den etablierten Platzhirsch und die anderen Mitbewerber loslassen. Mit Einführung des neuen Peugeot 3008 haben die Franzosen jedoch eine entscheidende, Marketing relevante Veränderung vollzogen.
Wer den Vorgänger bzw. die Nomenklatur kennt, der würde mit dem 3008 einen neuen Familienvan erwarten. Da diese Fahrzeuggattung momentan kaum noch auf interessierte Käuferschichten trifft und Vans grundsätzlich als schnöde und langweilig verschrien sind, wurde aus dem einstigen Raumwunder der Franzosen ein waschechtes Lifestyle SUV.

Optisch gewinnt der Peugeot 3008 sofort das Herz vieler SUV-Freunde und auch meines
durch seine dynamisch gezeichnete, Coupé ähnliche Karosserie. Anhand der hohen Dachkante und der stark hochgezogenen Taille ist der 3008 sofort als SUV auszumachen.
Die schmalen, nach hinten keilförmig zulaufenden Fensterflächen erzeugen eine sportliche, Coupé ähnliche Dynamik. Ähnlich dem Range Rover Evoque, aber auf alle Fälle en vogue, präsentiert sich die übrige Linienführung. Die unterteilten, optionalen Voll-LED Scheinwerfer mit Laufrichtungsblinkern und markant aufgesetzte 3D-Rückleuchten nehmen dem 3008 das Klobige und lassen ihn sehr dynamisch und modern wirken. Das macht ihn für junge als auch für gesetzte Fahrer gleichermaßen interessant.

Da die Heckklappe nicht abrupt nach unten abfällt, wird die keilförmige Fensterfront Coupé mäßig nahtlos nach hinten fortgesetzt. In der Farbvariante Perlmutt weiß mit schwarzen hinteren Seitenfenstern plus dunkler Heckverblendung wird dieser Effekt besonders gut umgesetzt. Das Design des 3008 bietet dem Auge viele Anreize und macht das Auto dadurch interessant und im Straßenbild eigenständig. In der Front wurden gleich mehrere keilförmige Stil Elemente untergebracht, gebildet durch Kühlergrill, Motorhaube, Scheinwerfer und Frontschürze. Insbesondere der Chrom Kühlergrill dominiert mit seiner lachenden, einem Mund ähnlichen Form. Wer den dynamischen Charakter seines Peugeot 3008 noch weiter unterstreichen möchte, der sollte das GT-Line Paket zur Allure Ausstattung hinzunehmen.
Hiermit werden dann Elemente wie die Auspuffendrohrkappen aus Chrom weiter betont.
Wer sich nun wundert, warum wir dieses Mal mit 2 identischen Fahrzeugen unterwegs waren, dem sei dies kurz erklärt.
Als ich Ende Mai für 3 Monate den weißen Peugeot 3008 BlueHDi 150 mit GT-Line Paket als Neuwagen gewonnen hatte (von deinAuto direkt), war bereits der blaue Peugeot 3008 BlueHDi 150 Allure von der Presseabteilung als Testfahrzeug bestätigt worden. So kam es dann, dass ich für einen kurzen Zeitraum zwei Peugeot 3008 testen konnte.

Während mein in Magnetic-Blue lackierter Presse-Testwagen in der hochwertigen Ausstattung Allure bereits umfangreich ausgestattet ist, verfügt der in Perlmutt-Weiß gehaltene Peugeot 3008 zusätzlich über das sportliche GT-Line Paket.
Hinzu kommen weitere Zusatzoptionen, die dem Vorserien-Pressefahrzeug verwehrt blieben. Im Besonderen sei hier die hervorragend klingende FOCAL-Soundanlage erwähnt sowie das Fahrdynamikprogramm i-Cockpit Amplify.

Neben der optischen Unterscheidung durch die unterschiedlichen Lackierungen und diverse Anbauteile gibt es im Innenraum weniger große Unterschiede. Auch hier dreht sich einiges eher um optische Farbänderungen wie etwa dem dunklen Dachhimmel im GT-Line Modell oder den gesteppten Ledersitzen mit Ziernähten in Kupferfarbe. Das Leder im Allure Modell ist glattflächig und etwas einfacher gehalten. Das GT-Line Modell mimt hier klar den Sportler, während der blaue Tester auf Komfort setzt. Eines haben jedoch beide gemein: Das neue, extrem aufgeräumte und zum Fahrer orientierte Peugeot i-CockpitÓ. Dieses bereits aus dem Peugeot 308 bekannte Innenraumkonzept reduziert alle Anzeigen auf ein Minimum. Konnte es in seiner ersten Ausführung anno 2013 noch weniger begeistern, haben die Franzosen nun verstanden und vieles richtig gemacht. Das Kombiinstrument wurde volldigitalisiert mit Hilfe eines hochauflösenden 12,3 Zoll großen Bildschirms, der neben den Fahrdaten auch Navigationskartenausschnitte oder individuell anpassbare Informationsparameter darstellt. Die gegenläufig arbeitenden Nadeln für Geschwindigkeit und Drehzahl haben die Peugeot-Leute als extravagantes Extra ebenso beibehalten wie das unheimlich kleine 2-Speichen Lederlenkrad, welches nicht nur unten, sondern auch am oberen Lenkkranz abgeflacht ist. So kann der Fahrer nun besser über das Volant auf die Tachoanzeigen blicken, was den Blick ähnlich einem Head-Up Display weiter nach oben verlagert.

Das Multimediasystem im Peugeot 3008 übernimmt ein senkrecht stehender TFT-Bildschirm mit Touchfunktion. Die Menügestaltung ist zwar ein wenig verschachtelt und die Auflösung des Navigationssystems dürfte besser sein, dennoch sind Bedienung und Ablesbarkeit durch die hohe Einbauposition optimal. Das Klimabedienteil wurde auch im Peugeot 3008 eingespart und in ein eigenes Menü am Touchscreen integriert. Um die einzelnen Menüs schneller und intuitiver zu finden, wurden nun Direktwahltasten als Klaviertasten ähnliche Druckknöpfe eingeführt. Mit deren Hilfe klappt das Navigieren durch die einzelnen Menüs vorzüglich.
Als weiteres Design Highlight verzichten die Franzosen fast komplett auf übliche Zierleisten im Innenraum. Einzig die Mittelkonsole ist mit einem recht kratzempfindlichen Klavierlack überzogen. Statt diesen auch in den Türtafeln und im Armaturenbrett zu verwenden, wurde eine Art Jeansstoff verwendet, der nicht nur optisch super aussieht, sondern auch strapazierfähiger ist.

Überhaupt können die verwendeten Materialien auch kritische Tester wie mich überzeugen. Haptisch ist alles sehr ansprechend ausgeführt und auch das Ambiente ist toll. Dank Licht spendendem Panoramaglasdach kann der dunkle Innenraum auch bei trübem Wetter erstrahlen und durch das zu öffnende Glasdach gelangt stets frische Luft ins Innere des Peugeot 3008. Was die Franzosen aber noch einmal genauer prüfen sollten, ist ihre Endmontage. Denn am weißen Peugeot 3008 GT-Line gab es ungleiche Spaltmaße sowohl im Innenraum als auch an den Blechteilen! Das darf bei einem rund 40.000 Euro teuren SUV einfach nicht sein und geht garantiert besser.

Nicht verbessern brauchen die Peugeot Leute das unter der Motorhaube agierende 2,0l Vierzylinder Turbodieseltriebwerk. Dieses 150 PS und 370 Nm entwickelnde Aggregat zeichnet sich durch eine tolle akustische Dämmung auf der einen Seite und solide Fahrleistungen auf der anderen Seite aus. Ebenso konnte das Triebwerk mit Verbräuchen von knapp 6,5 l/100km im Schnitt begeistern.

Auch sonst zeigt der Motor kaum Schwächen. Bereits knapp über 2.000 U/min steht das maximale Drehmoment zur Verfügung, was voll ausreicht, um das rund 1,6 t schwere SUV standesgemäß voran zu treiben. Überholvorgänge auf der Landstraße sind ebenso kein Problem wie auch schnelle Autobahnpassagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h laut Tacho (207 km/h lt Werk). Akustisch zeigt sich der 2,0l BlueHDi (Blue steht AdBlue Abgasnachbehandlung) auch zurückhaltend und beginnt erst beim Ausdrehen im oberen Drehzahlbereich knurrig zu werden. Dabei kann man die Tonlage durch den im GT-Line verbauten Soundgenerator im SPORT-Modus zu einer bassigen V8-Stimme ändern lassen. Sicher, niemand braucht sowas, aber klingen tut es dennoch sehr gut 😉

Ebenso gut gelungen ist den Ingenieuren die Spreizung zwischen „Normal“ und „SPORT“. Über eine Taste neben dem Schalthebel kann der Fahrer den Sport-Modus aktivieren. Merklich direkter ist nun die Gasannahme und auch die Leistungsabgabe wirkt nun druckvoller. So macht es durchaus Sinn, vor einem Überholvorgang oder bei sportlicher Fahrweise diese Taste zu aktivieren.

Unbeeindruckt von der Umstellung bzw. den einzelnen Modi bleibt das Getriebe. In beiden Testfahrzeugen war ein manuelles 6-Gang Schaltgetriebe verbaut. Obwohl identisch angetrieben, konnte ich keine wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Modellen ausmachen. So war die Schaltung im Neufahrzeug über knapp 5.000 km hinweg wunderbar knackig und präzise, wobei die Kupplung gnadenlos spitz zupackte und so zu einigen Abwürgern beim Anfahren sorgte.
Das komplette Gegenteil war der Pressewagen. Bei ihm ließen sich die Gänge zwar präzise und einen Tick leichter einlegen, die Kupplung griff aber merklich verschliffener und war somit leichter dosierbar. Ob dies auch durch die unterschiedlichen Ausstattungslinien oder die differenzierte Nutzung und Laufleistung (5.000 vs 25.000km) begründet ist, kann ich leider nicht sagen. Besser hat mir persönlich jedenfalls die knackigere Schaltung des Peugeot 3008 Allure GT-Line gefallen.

Identisch sind selbstverständlich bei beiden Modellen die Innenraumverhältnisse. Auf den Lederstühlen mit AGR-Siegel (Aktion gesunder Rücken) lässt es sich hervorragend und auch auf langen Strecken ermüdungsfrei sitzen. Dank Massagefunktion, die durchaus etwas kräftiger sein dürfte, können sich Fahrer und Beifahrer angenehm entspannen. Das niedrige Geräuschniveau im Innenraum trotz verbautem Panoramaglasdach kann als perfekt bezeichnet werden. Nur wenige Windgeräusche stören die Unterhaltung und den Soundgenuss aus der empfehlenswerten FOCAL-Soundanlage. Während das Gestühl in der 1. Reihe neben Bequemlichkeit auch tollen Seitenhalt bei Kurvenhatz bietet, vermisst man diesen auf der Rückbank. Hier rutscht man munter hin und her bei kurvigen Strecken. Die Kniefreiheit ist zwar ebenso ausreichend wie die Kopffreiheit, die Bewegungsfreiheit des ehemaligen Familienvans ist allerdings dahin. Schmerzlich werden dies auch die Kunden beim Kofferraum feststellen müssen. Eine sehr hohe Ladekante mit Stufe und der nicht sonderlich tiefe Laderaum machen den Peugeot 3008 nur für Familien ohne Kinderwagen alltagstauglich. Für mich mit Zwillingen im Säuglingsalter fällt das SUV komplett aus, da mein Zwillingskinderwagen sich nicht unterbringen lässt.

Kindersitze lassen sich auf der Rückbank aber sehr gut dank der hoch montierten Rücksitzbank und ISOFIX-Verankerungen installieren und nutzen. Einzig die nicht weit genug ausziehbaren Fondkopfstützen können für die Kindersitzinstallation hinderlich sein. Hier hilft wie immer nur ein vorheriges testen.

Wem die Platzverhältnisse passen, der nimmt dann auf dem Sitz vorne links Platz und startet das 2,0l Turbodieseltriebwerk mit einem längeren Druck auf den silbernen Start/Stopp-Knopf neben dem Schalthebel. Ausparken mit Parkpiepsern ist heute ja ebenso kein Problem mehr wie das Rangieren mit der optional erhältlichen 360 Grad Kamera. Leider sind die Kameralinsen häufig bei schlechten Witterungsbedingungen oder Dunkelheit nur eingeschränkt nutzbar. Dennoch ist der Peugeot 3008 schnell aus einer engen Parklücke manövriert, da die leichtgängige Lenkung einen extrem großen Lenkeinschlag ermöglicht und das SUV wendig wie ein Kleinwagen so durch die Innenstadt zu bewegen ist.

Raus aus der City geht es aufs Land und hier fühlt sich der Peugeot 3008 pudelwohl. Die Lenkung wird mit zunehmender Geschwindigkeit straffer, die Rückmeldung steigt und dank sehr geringer Seitenneigung durcheilt das kompakte SUV Kurven spielerisch. Als Fahrer lässt man sich von der Agilität gerne anstecken und gibt dem 370 Nm starken Löwen die Sporen.
Stellt der Fahrer dann noch die Parameter auf SPORT, wird alles noch feinnerviger. Nun fügen sich das kleine Lenkrad, die rückmeldungsfreudige Lenkung und das straffe Fahrwerk zu einer wunderbaren Komposition zusammen mit der sich der Fahrer wie ein Dirigent fühlt. Eine Kurve nach der anderen wird vom Fahrer an sein Gefährt dirigiert und von diesem willig und mit passender Tonlage umgesetzt. Fahrspaß ist so in jedem Fall garantiert und der Fahrer mit einem Grinsen im Gesicht kostenfrei ausgestattet.

Was sich auf der Landstraße bereits ankündigte, setzt der Peugeot 3008 auf der Autobahn weiter fort. Durch die straffere Fahrwerksabstimmung liegt das SUV spurstabil und ruhig auf der Straße und lässt sich auch durch Unebenheiten kaum aus der Ruhe bringen. Selbst stärkeres Verzögern aus höheren Geschwindigkeiten lässt den Löwen gelassen und fokussiert in der Spur.

Na, kann der Peugeot 3008 denn wirklich alles so gut ??

Ja. Denn es gibt tatsächlich kaum etwas zu bemängeln. Die Franzosen haben mit dem Peugeot 3008 fast alles richtig gemacht. Tolles dynamisches Fahrwerk mit guten Komfortreserven, einen kräftigen und sparsamen Dieselmotor mit Euro 6 Abgasreinigung und AdBlue (wichtig in der heutigen Zeit) sowie ein sehr ansprechendes Äußeres.
Leider sind die Platzverhältnisse merklich geschrumpft und dampfen den Peugeot 3008 so vom familientauglichen Alltagswagen zum Lifestyle-SUV zusammen. Wer mehr Platz braucht, sollte sich den Peugeot 5008 ansehen, der ebenfalls vom Van zum SUV umgewandelt wurde, jedoch optional 7 Sitze und einen verlängerten Radstand für mehr Raum bietet.
Mit einem Preis von rund 40.000 Euro für die getesteten Modelle ist der Peugeot 3008 auch kein wirkliches Schnäppchen mehr. Denn ein vergleichbarer Ford Kuga ST-Line kommt in ähnliche Regionen. Ebenso würde ich mir eine bessere Detailverarbeitung für den Gallier wünschen, dann wäre er in meinen Augen noch überzeugender und ließe den Preis verschmerzen.

Hier geht’s zur Mitfahrt im Peugeot 3008 BlueHDi 150:

Technische Daten zum Peugeot 3008 2.0 BlueHDi 150:

Motor

2,0 l Vierzylinder Turbodiesel

Leistung

110 kW (150 PS) // 370 Nm

0 – 100 km/h

9,6 s

Vmax

207 km/h

Verbrauch lt NEFZ

4,7 l/100km (121 g/km CO2)

Testverbrauch

6,5 l/100km

Tankvolumen

52,5 ltr

Kofferraumvolumen

520 – 1.482 l

Einstiegspreis:

32.550 Euro (Allure)

Testwagenpreis:

38.630 Euro (Pressefahrzeug)
42.520 Euro (deinAuto)

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