In der automobilen Welt gibt es immer mehr Fahrzeuge, die vom ursprünglichen Einsatzgebiet abweichen und lieber zum Alleskönner mutieren. Genau solch ein Fahrzeug ist auch der Seat Leon ST als Cupra 280. Dieser Kombi möchte Familien- und Freizeitauto ebenso sein, wie ein Sportwagen für die Rennstrecke.
Doch geht diese Rechnung auf? Was kann der Spanier auf Anabolika?
Äußerlich kommt der Leon ST Cupra280 wie seine schwächeren Brüder daher. In meinem Fall wurden dem Kombi jedoch noch ein paar kleine Modifikationen aus dem optionalen Performance Paket mitgegeben. So steht der Leon auf 19 Zoll Leichtmetallrädern, besitzt eine Brembo Sportbremsanlage und ein Sperrdifferenzial. Am Heck gibt es zudem zwei sichtbare Auspuffendrohre, die dem überholten verdeutlichen sollen, dass hier ein sportliches Modell an ihm vorbei geflogen ist.
Im Interieur wurden sportliche Sitze mit viel Seitenhalt verbaut, jedoch gibt es keine höhenverstellbare Kopfstütze und die Schenkelauflage ist auch für größere Personen zu kurz geraten. Die verwendeten Materialien aus Microfaser und Regenjacken-Stoff wirken zudem nicht sonderlich hochwertig. Das Cockpit ist schlicht gehalten, nur ein paar Cupra-Batches deuten hier auf das sportliche Modell hin. Sonst herrscht eine, für den Volkswagenkonzern, triste Plastiklandschaft. Hier dürften sich die Spanier durchaus mehr Mühe geben den Anspruch an haptisch ansprechende Materialien um zu setzen. Das dies möglich ist, zeigt die Schwesternmarke Skoda immer wieder eindrucksvoll in letzter Zeit.
Die Platzverhältnisse sind rundum passend, wenn auch nicht überragend. Die abfallende Dachlinie und die zu steil stehende Rückenlehne hingegen, schränken den Reisekomfort für die Fondpassagiere merklich ein. Einzig der Knieraum ist für Erwachsene ausreichend vorhanden.
In den Kofferraum passen normale Utensilien problemlos hinein. Geht es aber einmal um mittlere Transportaufgaben, wie etwa die Beförderung eines Kinderwagens, ist der Laderaum schnell überfordert. Es fehlt schlicht an Bauhöhe und die sehr schräg stehende Heckscheibe reduziert die Praktikabilität noch einmal merklich. Zum Familienauto oder aber zum richtigen Freizeitmobil taugt der Leon ST so jedenfalls nicht. Hier gibt es deutlich geräumigere Modelle in dieser Klasse und innerhalb des Konzerns.
Unter der Haube des Cupra 280 arbeitet der aus dem VW Golf R bekannte 2,0l Vierzylinder Turbomotor. Damit der Leon dem Golf nicht zu dicht auf die Rücklichter auffährt, wurde der Antrieb im Seat jedoch in seiner Leistung reduziert. So sind hier „nur“ noch 280 Pferde am galoppieren, anstatt deren 300 wie im Golf R.
Zudem muss der Seat mit dem Frontantrieb zu Recht kommen, während der Golf R auf einen traktionsstarken Allradantrieb setzen darf.
Laut Werk soll der Leon ST Cupra 280 in 5,7s aus dem Stand auf Tempo 100 km/h beschleunigen, was allerdings nur unter optimalen Bedingungen möglich ist.
Der von mir gefahrene Leon ST Cupra 280 war an das bekannt flott, aber auch zeitweilig ruppig, schaltende 6-Stufen DSG gekoppelt. Eine im Alltag gute Kombination, wobei ich selbst eher zum Handschalter greifen würde, da man den Motor besser in seiner Leistungsentfaltung unterstützen kann, als es das DSG tut.
Der Motor springt mit einem kurzen, leisen fauchen an und läuft dann schnell ruhig vor sich hin. Ist das Motoröl einmal auf Betriebstemperatur, kann man sich einmal ansehen, wie die 280 Pferde ihren Dienst so verrichten. Auf Grund des etwas zu großen Turboladers, braucht es leider, wie schon beim Golf R, höhere Drehzahlen um auf Touren zu kommen. Zwar wirkt die Abstimmung des Leon etwas harmonischer als im Golf, aber auch hier braucht es mindestens 2.700 U/min, ehe der Motor wirklich kräftig nach vorne schiebt. Erst dann besitzt der Turbolader genügend Drehzahl um dem Motor den Marsch zu blasen. Bis knapp 7.000 U/min dreht das Triebwerk munter aus und entwickelt dabei eine kernige Geräuschkulisse. Doch gefühlt scheint der Motor ein wenig an Leistung vermissen zu lassen, denn so stark wie er auf dem Datenblatt erscheint, kommt dies subjektiv nicht beim Fahrer an. Der Grund dürfte hier in der Tat am zu groß dimensionierten Abgasturbolader liegen, der einfach zu lange braucht, ehe er anspricht und genügend Schub bereitstellt.
Das DSG arbeitet im sportlichen Galopp sehr schnell und ohne merkliche Zugkraftunterbrechung, was die sportliche Gangart optimal unterstützt. Leider ist das Getriebe zu kurz in seiner letzten Fahrstufe ausgelegt, was wiederum zu einem unnötig hohen Drehzahlniveau führt. Dies resultiert dann auch in einem unnötig hohen Verbrauch. Denn unter 9 l/100km wird man den Wagen leider kaum bewegen können, es sei denn man meidet die Autobahn und Geschwindigkeiten von über 120 km/h.
Lässt der Besitzer den Spanier jedoch von der Leine, dann darf er auch gerne mal mit 12-14 l/100km vom teuren Super Plus rechnen.
Sind Motor und Getriebe doch eher auf sportliche Gangart ausgelegt, stellt sich natürlich auch die Frage, wie es um das Fahrverhalten bestellt ist.
Grundsätzlich sieht es hier ähnlich aus. Dank des verbauten Sperrdifferenzials bekommt der Frontkratzer die Leistung bei trockener Fahrbahn passabel auf die Straße. Doch ist es auch nur leicht feucht, hilft auch die Einstellung „Cupra“ für das Differenzial nicht mehr viel. Der Wagen rutscht, trampelt und bringt schlicht kaum Leistung auf den Asphalt. Ist dann auch noch die Traktionskontrolle an, brennt das Kombiinstrument ein Feuerwerk der flackernden Warnlampe ab. Das ESP-Steuergerät kastriert dann zudem den Motor deutlich und am Ende zieht der Corsa mit 90 PS locker an dir vorbei 😉
Gut, also Sport ist nur dann angesagt, wenn es die Wetterbedingungen zu 100% zu lassen, ansonsten sollte man eher vorsichtig mit dem Gaspedal umgehen.
Im Alltag dann kann besonders ein Ausstattungsdetail auf ganzer Linie überzeugen, das adaptive Fahrwerk (DCC). Denn gerade im Comfort-Modus ist es erstaunlich wie gut die Dämpfer sehr starke Schläge ausgleichen können. Zumal ja hier 19 Zoll Niederquerschnitt Bereifung aufgezogen wurde! Somit sollte jeder Käufer ganz klar das Kreuz beim DCC in der Ausstattungsliste machen.
Kurze Stöße von Querfugen hingegen mögen auch die adaptiven Dämpfer nicht, sie werden trocken an die Insassen weitergeleitet.
Was den Alltag zudem auch trübt ist die Brembo-Sportbremsanlage. Sie spricht leider viel zu spitz an und sorgt all zu oft für unnötige Kopfnicker bei allen Mitfahrern. Hier sollte man sich ernsthaft überlegen, wo das Haupteinsatzgebiet dieses Seat liegt. Wer für sich feststellt, dass er doch mehr im Alltag unterwegs ist mit dem Wagen, der sollte wirklich die Serienbremsanlage behalten!
Die Lenkung verändert sich nämlich durch das Performance Paket nicht. Dies ist auch gut so, da sie eine ausreichende und gute Rückmeldung gibt. Zudem ist sie im Stadtverkehr angenehm leichtgängig, was das parkieren erleichtert. Antriebseinflüssen ist sie jedoch oft genug ausgesetzt, trotz des Sperrdifferenzials. So gibt es immer wieder ein unangenehmes Zerren in der Lenkung, wenn der Leistungseinsatz in Kurven etwas zu hoch ist, oder aber die Straße zu feucht.
Für gut 43.000€ erhält man mit dem Seat Leon ST Cupra 280 also einen Kombi, der mit mittleren Transportaufgaben schon überfordert ist. Im Innenraum leider sehr lieblos wirkt und haptisch sogar unterhalb des Skoda Fabia spielt.
Unter der Haube bekommt dafür jedoch einen trinkfesten 4-Zylinder Turbomotor, der erst mit höheren Drehzahlen in Stimmung kommt. Diese Stimmung kann dann jedoch erst mit optimalen Bedingungen umgesetzt werden…
Tja, somit ist und bleibt der Seat Leon ST Cupra 280 leider nur mehr Schall und Rauch, als ein richtiger Allrounder …
[…] Fahrbericht Seat Leon ST Cupra 280 ? Mehr Schall und Rauch, gefunden bei ubi-testet.de (0.4 Buzz-Faktor) […]
Hallo Kollege, so können Meinungen und Eindrücke auseinander gehen. Der SEAT Leon ST Cupra 280 war zwei Wochen als Testwagen hier, wodurch ich mir erlaube einige Nennungen im og Artikel gerade zu rücken.
Ich fange mal bei dem bemängelten Platzangebot an. Wir haben den Wagen im Testzeitraum als Familienwagen mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern eingesetzt. Unser großer war knapp 22 Monate wogegen unsere kleine, 3 Monate junge, Tochter ebenfalls mit an Bord war. Beide benötigen jeweils einen Kinderwagen, wobei unser Junge in einem soliden Buggy gefahren wird und das Baby in einem Sportwagen mit Babyschale. Beide passten anstandslos in den SEAT Leon ST. Anstandslos, wenn man vom zuziehen der Gepäckraumabdeckung absieht. Darüber hinaus fanden auch noch ein Bobby-Car sowie diverse Taschen, die man als Familie mit Kleinkindern benötigt, den Weg in den Wagen. Alles locker gepackt und im Grunde nur hineingestellt. Das Platzangebot im Kofferraum ist für einen Kombi im Segment der Kompaktklasse völlig in Ordnung. Als vergleich erlaube ich mir den Bezug zu einem Skoda Octavia Sport, mein langjähriger Firmenwagen, und einem Golf Variant den ich mehrere Wochen als Mietwagen nutzen konnte.
Thema Differentialsperre – Anfahren bei nasser Straße.
Der einzige wirkliche Mitbewerber ist hier ein Ford Focus ST (den Skoda RS mit seinem knausrigen Leistungspaket lasse ich mal außen vor). Dieser hat zwar “nur” 250 Pferdchen verzichtet dafür aber gänzlich auf Differentialsperren jeglicher Art. Sportliches Anfahren ist hier nur mit einem fein abgestimmten Gasfuß zu bewältigen. Knallgas oder Vollpin bei Nässe lassen den Wagen im Schneckentempo voran kommen.
Der SEAT Leon dagegen profitiert hier deutlich von seiner Differentialsperre. Na klar, auch er kommt nicht vom Fleck wenn er an der Ampel mit Knallgas auf nasser Straße nach vorne sprinten soll. Welcher Frontkratzer aus dem Performancebereich kann dies schon?
Rollt die Fuhre aber einmal, ist selbst bei Regen und nasser Fahrbahn, eine flotte Gangart möglich. Auch hier punktet der SEAT deutlich gegenüber dem Ford.
In Sachen Fahrwerk ist es richtig, das DCC ist Gold bzw sein Geld wert, wobei es sowohl den Bereich des sportlichen Fahrens als auch den Komfortbereich ausreichend abdeckt. Gerade letzterer ist wichtig wenn kleine Kinder mit an Bord sind und nicht durchgerüttelt werden sollen.
In Sachen Bremsanlage, …? An der Brembo Anlage war nichts aber auch gar nichts auszusetzen. Hier beziehe mich auf zwei verschiedene ST Cupra die wir bekamen, da ein Wagen leider einen Wildunfall erlitt und ausgetauscht wurde.
Punktgenaues Bremsen ohne irgendwelche Spitzen ist hier möglich. Vorausgesetzt, die Bremse hat Betriebstemperatur. Hat sie das nicht, neigt sie wie jede Brembo Anlage zur Nickligkeit.
Dann frage ich mich, ob des Satzes über den lieblosen Innenraum, wie den ein Skoda Octavia zu bewerten ist. Langweiliger kann ein Innenraum und die Armaturentafel wohl nicht gestaltet sein. Gerade die spanische VW Tochter setzt hier auf attraktiveres und mutigeres Design, was aber letztendlich natürlich rein subjektiv zu betrachten ist.
Thema Verbrauch, “trinkfest” ordne ich als überhöht ein? Wie hoch aber soll/darf der Verbrauch eines 2.0 l Turbobenziners sein? Fahre ich den Wagen mit Knallgas sollte mir dieser Umstand egal sein, will ich doch Fahrspaß erleben.
Fahre ich den Wagen kommod mit Tempo 110 – 130 km/h über die Autobahn leuchtet mir eine 6,9 l Angabe aus dem Kombiinstrument entgegen. Wissend, das Kollege genug Dampf hat die aufreizend Lichthupende Limousine im Rückspiegel zur Verzweiflung zu bringen.
Alles in allem möchte ich den Veriss des SEAT Leon ST Cupra so nicht stehen lassen. er macht vieles richtig gut, hat aber auch seine Schwächen. Soll es ein perfekter Allroundsportkombi sein, müssen geschätzte 30k EUR mehr aufgerufen werden und die Autos beginnen mit einem A und haben entweder drei oder vier Buchstaben als Markenname.
In diesem Sinne
Happy Blogging
Oli
Servus Oli,
ich kann dich gut verstehen. Leider wurde mir von den Kollegen von Let’s Drive nicht die Möglichkeit gegeben, den Leon ST Cupra ausführlich zu testen, sondern ihn nur kurz einige Kilometer zu wegen. Der 1. Eindruck war leider größtenteils negativ. Beim Kofferraum war es nicht möglich die Babysitzschale und die ISOFIX-Haltertung problemfrei im Kofferraum unter zu bringen. Platz für weitere Utensilien, wie ein Bobbycar, war dann nicht mehr gegeben. Darum hier meine Meinung zu den Platzverhältnissen. In den Skoda Octavia Kombi hingegen konnte ich auch Babyschale,Kinderwagen und einen Reisekoffer anstandslos unterbringen.
Beim Thema Traktion muss gesagt werden, dass es während meiner Fahrt teilweise stark geregnet hat. Ich bin sicherlich kein Fahrer mit Bleifuss und fahre auch normal, aber hier litt der Testwagen unter starken Traktionsproblemen, trotz der “Cupra”-Einstellung für die Diff-Sperre. Ob es an den Bridgestone Potenza RE050 lag, ist fraglich. Auf trockener Fahrbahn war die Traktion für einen Fronttriebler mit dieser hohen Leistung wirklich sehr gut.
Zur Bremboanlage sei gesagt, dass sie sicherlich gut verzögert. Doch das Ansprechverhalten dieses Testfahrzeuges war einfach zu spitz. Sie war nicht schön zu dosieren, sondern sprach eben zu direkt an. Aus diesem Grund kommt hier meine Empfehlung zur Serienanlage.
Das DCC ist wirklich ein super Extra und in jedem Fall sein Geld wert und sollte unbedingt geordert werden. Wie du schon sagst, ist der Spagat zwischen sportlicher Gangart und gutem Komfort auf der anderen Seite optimal getroffen.
Was die Materialien angeht, so war ich wirklich enttäuscht vom Seat Leon. Sehr viel schwarzes Plastik, keine edleren Applikationen. Der DSG-Schaltknauf knarzte zudem und saß auch nicht mehr richtig fest. Knarzgeräusche gab es nicht und auch die Spaltmaße waren gut, was für eine insgesamt gute Verarbeitung anghet. Trotzdem ist hier für mich der Skoda Octavia einfach haptisch und optisch hochwertiger gemacht, als der Seat. Für ein Fahrzeug im Bereich unter 30k ist dies ja ok, aber eben nicht für ein Fahrzeug das über der 40k-Marke liegt.
Ja das Thema Verbrauch ist schon so eine Sache. Ich bin gemischt gefahren, wobei ich auf der kurzen Fahrt auf der Autobahn nie über 150 km/h gefahren bin und die meiste Zeit eher ruhiger unterwegs war. Ich kam auf einen Wert von 9,4 l/100km. Dies war für die eher zurückhaltende Fahrweise einfach zu hoch. Hier hätte ich einen Wert von ~8 l/100km einfach erwartet. Das dies möglich ist zeigt der kleine 2,0l TSI mit eben 220PS im Octavia RS Combi. Er verbraucht bei gleicher Fahrweise ~7,5 l/100km. Da der Grundmotor identisch ist, sehe ich schon eine deutlichere Trinkfreudigkeit des größeren Turboladers. Dies konnte ich aber auch beim Golf R bereits feststellen, dass dieser sich einen deutlichen Schluck mehr gönnt bei gleicher Fahrweise zum GTI.
Preislich ist der Leon ST Cupra sicherlich für den ein oder anderen intessant. Ein vergleichbarer VW Golf R Variant kostet etwa 5k mehr, bietet dafür aber einen besser nutzbaren Kofferraum, wertigeres Interieur und einen traktionsstärkeren Allradantrieb. Somit finde ich das Angebot aus Wolfsburg leider fast besser. Zudem dürfte sich der Golf R Variant vermutlich auch später besser wieder verkaufen lassen, als der Seat. 😉