VW Touran gegen Opel Zafira, konservativ trifft dynamisch, oder der ewige Zweikampf.
So oder so ähnlich lässt sich der Vergleich der beiden Familien-Modelle am ehesten beschreiben. Zum Praxistest treten beide Kandidaten mit ihren leistungsstärksten Benzintriebwerken zum Vergleich an.
Wer ist das familientauglichere Auto?
Wer bietet den besten Antrieb?
Wer fährt am besten?
Wen soll man kaufen bzw. für wen ist welches Modell besser geeignet?
Diese Fragen gilt es zu klären und gerne möchte ich Euch hier einen kleinen Eindruck der beiden Kontrahenten geben.
Auf einen Blick – der erste Eindruck
Der VW Touran ist bereits auf den ersten Blick am Exterieur das konsequentere Van Modell. Kastenähnlich ist seine Karosserieform, der Opel gleichwohl dynamischer gezeichnet seit seiner letzten Modellpflege Mitte 2016.
Im Innenraum zeugen beide Hersteller von einer guten Machart und Materialwahl, wobei beide nicht ohne Verarbeitungsfehler sind. Knarzte es beim VW hin und wieder aus diversen Verkleidungs- und Armaturenteilen, hatte der Opel mit einem jaulenden Getriebe im Schubbetrieb (unterhalb 1.600 U/min) zu kämpfen. Gerade in Anbetracht der nicht zu niedrigen Einstandspreise sollten beide Hersteller hier gerne noch einmal im Detail nachlegen.
Wer sich für ein Modell des Van Segments entscheidet, der erwartet standesgemäß hohe Variabilität und eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten für den Alltag wie auch für den dienstlichen Einsatz. Es wird sprichwörtlich die Eier legende Wollmilchsau vom Kunden verlangt.
Wohlfühlambiente vs Alltagstauglichkeit – Der Innenraum
Beim Volkswagen Touran fällt zunächst die besonders edle Materialanmutung der höchsten Ausstattungslinie Highline auf. Die Stoff-Alcantara Sitzbezüge sind pflegeleicht, wenn auch für Familien im hier verbauten hellgrau eher ungeeignet. Die Mittelkonsole sorgt mit Klavierlack und einzelnen Chromapplikationen ebenso für einen hochwertigeren Eindruck gegenüber dem Opel Zafira, wie auch mit Stoff ausgekleidete Türablagen oder das weicher aufgeschäumte Armaturenbrett. Die verbauten Comfort-Sitze sind angenehm gepolstert, bieten guten Seitenhalt und sorgen auch auf Langstrecken kaum für Ermüdungen im Rücken. Trotzdem gäbe es hier noch die optionalen Ergo-Active Sitze, die nur einen geringen Aufpreis kosten und zudem eine teilelektrische Verstellung des Gestühls ermöglichen. Somit spreche ich hier in jedem Fall eine klare Empfehlung für diese Sitze aus.
Ebenfalls gegen Aufpreis bietet der Opel Zafira ergonomisch geformte Sitze, die sogar zertifiziert sind. Sie sind zwar recht eng geschnitten, bieten aber selbst bei langen Etappen von 800km an Stück einen formidablen Komfort und sind somit jeden Euro wert.
Bei den verwendeten Materialien scheinen die Rüsselsheimer den ein oder anderen Cent gegenüber dem VW Touran eingespart zu haben, da hier die Kunststoffe etwas robuster ausgeführt sind. Für den Perfektionisten ist dies ein kleiner Mangel, für Familien mit kleinen Kindern hingegen ein klarer Segen, da alles perfekt zu reinigen ist.
Edel der VW, praxisgerecht der Opel.
Kind und Kegel – die Familientauglichkeit
Im Bereich Variabiliät glänzen beide mit zahlreichen Verstaumöglichkeiten und Platz für Kind und Kegel. Es gibt es jedoch kleine, aber feine Unterscheide mit denen sich der Opel hingegen besonders hervorheben kann. Da wäre zum einen das optional erhältliche Lounge-Sitz System für die 2. Sitzreihe. Es ermöglicht die beiden äußeren Sitze ein wenig nach innen zu versetzen und den mittleren Sitz in eine bequeme Armauflage zu verwandeln, wodurch ein deutlich komfortableres Sitzgefühl mit mehr Bewegungsfreiheit entsteht. Zusätzlich bietet der Rüsselsheimer mit der variablen FlexRail Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen eine überaus praktische Verstaumöglichkeit für Reihe 1 und 2. In dieser finden selbst zwei 1,5l PET Flaschen Platz oder aber ein Kaffeebecher und zahlreiche kleine Utensilien.
Der Punkt Stauraum geht somit an den Opel.
Be- und Entladen – Praxistauglichkeit
Platz für 7 Personen bieten zwar beide Testfahrzeuge nicht, optional wäre allerdings für beide eine dritte Sitzreihe mit zwei weiteren Sitzmöglichkeiten bestellbar. Wer nicht immer ein Basketballteam von A nach B fährt, sollte getrost zum 5-Sitzer Modell greifen. Vorteil ist hier ganz klar ein besser nutzbarer Kofferraum. Einen Zwillingskinderwagen beispielsweise nehmen beide Modelle problemlos im Kofferraum auf. Zudem können auf den äußeren Sitzen dank ISOFIX und fehlender Bodentanks Reborder- oder Stützfuß-Modelle als Kindersitze verwendet werden (keine Selbstverständlichkeit im Van Umfeld!).
Zwar bietet keiner der beiden eine praktische Schiebetür für den problemlosen Ein- und Ausstieg des Nachwuchses, aber es gibt hier deutliche Unterschiede. So sind die hinteren Türen am VW deutlich größer und geben einen breiteren Einstieg frei. Dies ist besonders für Eltern interessant, da sich hier mehr Spielraum zum An- und Abschnallen oder installieren der Babyschale auf den Fondsitzen bietet. Der Opel ist hier deutlich enger geschnitten und die Türen merklich schmaler ausgeführt, ohne dabei jedoch allzu große Verrenkungen für die Eltern mit sich zu bringen.
Was das Be- und Entladen angeht, hat der VW Touran die Nase leicht vorne.
Infotainment, Technologien – Wer ist besser Up-to-date?
Ein Familienmobil von heute ist nicht einfach nur praktisch, sondern die Familie erwartet heute Entertainment und der Fahrer auf Langstrecken Assistenz.
Beide Kompaktvans sind hier gut aufgestellt, wobei der Unterschied in der Praxis größer ausfällt als man denken würde.
Der Opel Zafira bietet im Bereich Unterhaltung für Groß und Klein bereits ein umfangreiches Programm. Neben der Vernetzung der Smartphones mit Hilfe von Appe CarPlay oder Android Auto zur Navigation bietet Opel auch seinen Telematikdienst Opel onStar. Mit Hilfe von Opel onStar kann sich der Kunde neben relevanten Adressen für Verpflegung und Sehenswürdigkeiten auch im Fall eines Notfalls optimal helfen lassen. So verfügt der Opel Zafira über ein automatisches Notrufsystem im Fall eines Unfalls, mit dem schnelle Hilfe zum verunfallten Fahrzeug geschickt wird oder der Kunde diesen aktiv selbst anfordert.
Die Kinder werden sich über den im onStar Paket erhältlichen WLAN Hotspot freuen, der bis zu 8 Endgeräten den schnellen LTE Zugang im Fahrzeug ermöglicht. So ist das Musikstreamen ebenso möglich wie ein surfen im Internet für die Kids.
Der Volkswagen Touran bietet hier zwar einen ähnlichen Dienst gegen Gebühr wie bei Opel, jedoch zu erhöhten Tarifen und nur in Verbindung mit einer Vielzahl an weiteren, aufpreispflichtigen Ausstattungsoptionen. Dafür gibt es im VW Touran nicht nur ein Werksnavigationssystem (Opel bietet derer nur eines), sondern zwei Stück. Das hier verbaute Discover Pro System bietet einen größeren Bildschirm im Vergleich zum kleinen Discover Media.
Wer mit dem Touran aber als Fahrer auf die Langstrecke geht, wird in ihm den entspannteren Reisepartner finden. Während der Opel Zafira im Bereich der Assistenzsysteme eher eine warnende Unterstützung bietet, greift der Touran aktiv ins Geschehen mit ein und entlastet den Fahrer dabei spürbar. Der Kunde hat bei VW die Möglichkeit vom automatisch regelnden Abstandstempomaten bis hin zum aktiven Spurhalteassistenten mehrere Helferlein sich an Bord zu holen. Alle Systeme arbeiten zudem sehr zuverlässig und schaffen Vertrauen zur Technik.
Klarer Fall. Opel der Entertainer, Volkswagen der Personal Assistent.
Mehr Power – die Antriebe
Wir brauchen Power, mehr Power.
Sowohl aus dem Hause Volkswagen, als auch in Rüsselsheim gibt es scheinbar Familienväter die gerne etwas flotter mit der Familienkutsche unterwegs sind. So bieten beide Hersteller nicht nur die obligatorischen Dieseltriebwerke und schwachbrüstige Einstiegstriebwerke, sondern zusätzlich turboaugeladene Benzintriebwerke mit Leistungen von 180 – 200 Pferdestärken.
Beim VW Touran 1.8 TSI werkelt ein etwas älterer Bekannter aus dem Volkswagen Haus auf den Reiter. Der 1,8 l Vierzylinder Turbomotor leistet hier 180 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Nm. Gekuppelt wird hier vollautomatisch mit einem 7-Stufen Doppelkupplungsgetriebe ab Werk. In schlanken 8,3 s sprintet das Wolfsburger Familienmobil auf Landstraßentempo und bei 218 km/h endet dann der Vortrieb auf einer freien Autobahnetappe.
Kultiviert, aber etwas leistungsschwach wirkt das Aggregat im Testwagen. Entflammt der kleine Motor im unteren Drehzahlbereich noch ordentlich Feuer, scheint die Flamme bei höherer Drehzahl und steigendem Tempo immer kleiner zu werden. Dafür trinkt der 1.8TSI aber auch noch am meisten Kraftstoff. So kam ich in meinem Testzeitraum auf einen Schnitt von 8,4 l/100km. Wer den Kraftmeier oft im Kurzstreckenbetrieb hält, der sollte gut und gerne mit einem zweistelligen Wert rechnen, da Motor eine recht lange Warmlaufphase besitzt und in dieser sehr unwirtschaftlich operiert.
Beim Opel sieht die Lage anders aus. Er besitzt ein jüngeres Triebwerk mit lediglich 1,6 l Hubraum, welches dafür jedoch mit 200 Pferdchen und 280 Nm Drehmoment auf dem Papier als Sieger hervorgeht.
In der Praxis überzeugt der Ecotec-Antrieb aus Rüsselsheim besonders bei flotten Fahrernaturen besonders. Zwar entwickelt der moderne Downsizing Motor bis etwa 3.000 U/min gefühlt weniger Kraft, legt sich dafür aber beim ausdrehen deutlich vehementer ins Zeug. So schiebt der Motor besonders bei freier Bahn besser an, bleibt akustisch sogar noch zurückhaltender als der Volkswagen und verbraucht im Alltag nachweislich weniger Kraftstoff. Mit einem Gesamtschnitt von 8,0 l/100km bei gleichem Einsatzgebiet, zeigt der Opel klar Flagge. Er ist hier nicht nur der stärkere, sondern auch die effizientere Antriebsvariante der beiden.
Der junge Antrieb zeigt dem alten die Rücklichter – Punkt für den Opel Zafira 1.6 Turbo.
Ob Kurz- oder Langstrecke, ein Familienmobil muss alles können.
Viele Familien schätzen nicht nur die mit Van-Modellen verbundene erhöhte Nutzbarkeit für den Kindertransport und den Business Einsatz, sondern auch ein entspannteres Fahren. Durch die in beiden Modellen leicht erhöhte Sitzposition in Verbindung mit großen Glasflächen entsteht eine gute Rundumsicht. Einzig die teils extrem lang und breit ausgeführte Dachsäule an der Windschutzscheibe (A-Säule) stört bei Kurvenfahrt hin und wieder die Sicht nach vorne links. Beim Volkswagen ist dieser Blick durch eine schmalere A-Säule verbessert und sorgt so für einen leichten Vorteil im Fahrbetrieb.
Unterwegs dürfen dann die optional bei Opel und VW verbauten adaptiven Fahrwerke zeigen was sie können. Die mögliche Verstellung der Dämpferelemente soll zum einen eine besonders große Spreizung zwischen einem bestmöglichen Komfort für die Insassen und zum anderen eine dynamischere Auslegung bei flotter Gangart ermöglichen.
Im VW Touran nennt sich das System DCC und ist in 4 Stufen einstellbar (Normal, Dynamik, Comfort und Individual). Wer das System aus den Kombimodellen Passat und Superb kennt, dürfte im Touran etwas enttäuscht werden. Insbesondere wenn es um die für Familienfahrzeuge wichtige Stellung „Comfort“ geht. Das grundlegend straff abgestimmte Fahrwerk des VW Touran wird auch in der sanftesten Stellung leider kaum weicher. Querfugen, kurze Schläge oder lange Wellen werden zwar merklich gemildert, dringen aber all zu oft doch noch an die Mitfahrer. Dynamik hingegen wirkt sich besonders positiv auf die sehr leichtgängige Lenkung aus. Durch die deutliche Rücknahme an Servounterstützung entsteht für den Fahrer ein direkteres Gefühl und die Rückmeldung steigt.
Besonders gut ist beim VW Touran hingegen die Möglichkeit des individuell einstellbaren Modus. Ich nutze diesen sehr gerne und stelle mir die Lenkung auf „Dynamik“ für besseres Feedback und die Dämpfer auf „Comfort“ für den bestmöglichen Federungskomfort.
Der Opel Zafira bietet diese indiviudalisierungsmöglichkeit leider nicht. Bei ihm gibt es nur die Möglichkeit zwischen Tour (komfortabel), Normal und Sport zu wählen. Während sich der Normalzustand und die sportliche Einstellung kaum unterscheiden, ist der Tour-Modus im Zafira fast schon eine Offenbarung. Sauber bügelt das Fahrwerk selbst grobe Unebenheiten weg und schwingt nur wenig nach. Die Lenkung bleibt hier im Gegensatz zum Touran vollkommen unbeeindruckt und weiterhin sehr präzise und mit toller Rückmeldung. So bietet der Opel Zafira das insgesamt schönere Fahrgefühl für den Alltag und auch für die Langstrecke. Selbst bei hohem Tempo bleiben beide sehr gut beherrschbar und sind selbst in kritischen Fahrsituationen dank sanft regelnder Sicherheitssysteme gutmütig.
Den größten Kritikpunkt am Opel Zafira gibt es hingegen im Bereich der Bremsanlage und dem Bremsgefühl. Denn während beim Touran die Bremsanlage fein dosierbar ist, besitzt der Zafira ein sehr weiches Bremspedal mit weitem Pedalweg. So ist es erstaunlich, dass im Stand das Bremspedal des Opel Zafira komplett bis auf den Teppichboden niederdrückbar ist.
Komfortkönig Opel Zafira – Dynamiker VW Touran.
Fazit – Opel Zafira oder VW Touran
Am Ende sind die Fronten schnell geklärt und das Ergebnis für mich klar. Der VW Touran ist das frischere, dynamischere Fahrzeug für den Dienstwagenfahrer und den Papa mit Hang zum Modernen. Er bietet eine hohe Materialgüte, viel Platz und eine Vielzahl an Assistenzsystem auf aktuellstem Technikstand. Beim Antrieb sollte man hier klar zum Diesel greifen, oder dem kleineren 1,4 l Turbobenziner. Der 1,8 l Antrieb enttäuscht besonders im Bereich Leistung und Kraftstoffkonsum.
Der Opel Zafira 1.6 Turbo ist mein Sieger nach 14 Tagen Testzeitraum mit beiden Modellen. Besonders mit dem tollen Komfort durch das optionale FlexRide Fahrwerkssystem bietet er ein besonderes Wohlgefühl beim Fahren. Die besseren AGR Sitze sind ebenso gesetzt auf der Aufpreisliste wie die lichtbringende Panoramawindschutzscheibe und der durchzugstarke 1,6 l Turbomotor. Er bietet ordentliche Kraftreserven bei Bedarf und dies ohne dabei sich ungezügelt aus dem Kraftstoffbehälter zu bedienen. Auch im Punkt Familientauglichkeit ist der Opel Zafira dem VW Touran einen kleinen Schritt voraus. So bietet der Opel noch cleverere Detaillösungen für Familien und die unempfindlicheren Kunststoffe, die jedoch hier und da ein wenig hochwertiger wirken dürften.
Technische Daten:
Opel Zafira 1.6 Turbo |
VW Touran 1.8 TSI |
|
Motor |
1,6 l Vierzylinder Turbo |
1,8 l Vierzylinder Turbo |
Leistung |
200 PS // 280 Nm |
180 PS // 250 Nm |
Getriebe |
6 – Gang Handschaltung |
7-Stufen Doppelkupplung |
0 – 100 km/h |
8,8 s |
8,3 s |
Vmax |
220 km/h |
218 km/h |
Verbrauch NEFZ | 7,2 l/100km – 168 g/km CO2 |
6,2 l/100km – 142 g/km CO2 |
Testverbrauch |
8,0 l/100km |
8,4 l/100km |
Testwagenpreis | 40.265 Euro |
44.682 Euro |
Hier gehts zum Video-Bericht Opel Zafira gegen VW Touran:
Habe din 1.6 Zafira gekauft. Freue mich wenn das Auto in Daenmark ankomt und mein Zafira Tourer 2.0 cdti nachfolgt. Das beste Auto das ich je hatte.
Einziger Wermutstrophen in Daenemark ist: Autos sind Teuer. Mit adaptiver Pilot und ein par kleinichkeiten ist der Preis ungefaehr 61.000 Euro. Da kriegt man i Deutschland mehr Auto.
Schoenes Wochenende.
Grusse aus Daenemark
Prima Vergleich! Und endlich mal ein Vergleich zwischen 2 Benzinern.