Testbericht – BMW 335i xDrive Limousine

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Karosserie / Innenraum:
Der 3er BMW mit dem internen Kürzel F30 ist nun schon gute 2 Jahre alt und viele haben sich schon an die neue Designlinie gewöhnt. Ob sie gefällt, darf natürlich weiterhin jeder für sich selbst herausfinden. Ich selbst finde den Vorgänger gefälliger.
Im Innenraum ist der neue 3er merklich luftiger, vor allem auf der Rücksitzbank. So sitzen nun 4 Erwachsene bequem auch auf längeren Strecken. Die verbauten Seriensitze werden von vielen als unbrauchbar abgestempelt, aber in Verbindung mit einer Lordosenstütze sind sie durchaus auch für längere Strecken ausreichend bequem. Einzig die mangelnde Seitenführung bei flotter Kurvenfahrt im Bereich der Schenkel ist zu kritisieren.
IMG_7487Die Verarbeitung ist sehr gut und alles passt sauber zusammen. Die verwendeten Materialien sind durchweg ordentlich und es scheint, dass das Finish nun deutlich besser geworden ist im Vergleich zu den ersten Modellen die noch mit vielen unentgrateten Plastikteilen auffielen. Einen hochwertigeren Eindruck hinterlassen die verwendeten Werkstoffe aber nicht im Vergleich zu seinem Vorgänger.
Eine sehr gute Weiterentwicklung stellt das Navi Professional dar. Gerade mit dem neuen iDrive in Verbindung mit dem schnelleren Prozessor und der schärferen Grafik ist es ein Highlight. Hier ist BMW aktuell einfach unerreicht bei Werkseinbauten. Die Koppelung mit dem Handy mittels Bluetooth klappte wie immer auf Anhieb, leider gab es jedoch starke Aussetzer beim Abspielen von Musik via Bluetooth! Dies kannte ich bisher von noch keinem anderen BMW und dies ist somit für mich ein Kritikpunkt.
Keine Kritik gibt es am famosen Surround Soundsystem von harman/kardon. Es bietet ein wunderbares Klangbild mit druckvollen, schepperfreien Bässen. Ob dies jedoch den Aufpreis von 1.200€ rechtfertigt, soll jeder Kunde für sich entscheiden. Uneingeschränkte Empfehlung erfährt hingegen das Head-Up Display. Es ist gestochen scharf und stellt neben Navihinweisen und der aktuellen Geschwindigkeit auch noch Tempolimits und Radiosender dar.

Motor / Getriebe:
Unter der nach vorne stark gebogenen Haube steckt beim 335i der famose 3l Reihensechszylinder, der aktuell 306PS und 400Nm zur Verfügung stellt und dies über eine 8-Stufen-Wandlerautomatik an alle 4 Räder weiter gibt.IMG_7517
Mit einem kurzen und kräftigen Schrei erwacht das Triebwerk zum leben und läuft dann im Warmlauf mit erhöhter Leerlaufdrehzahl kehlig röhrend vor sich hin. Mit zunehmender Betriebstemperatur wird der Motor immer leiser und tritt dann immer mehr in den Hintergrund. Unter Last klingt der Motor angenehm kernig bis etwa 5.500U/min, darüber ändert sich die Klangkulisse in ein angestrengtes Schreien, was dem Ohr des Fahrers eher weniger schmeichelt. So fühlt sich der Motor am wohlsten im Drehzahlbereich von 1.500 – 6.000U/min und bietet hier dem Fahrer auch den schönsten Vortrieb, da das maximale Drehmoment bis 5.000U/min zur Verfügung steht.
Um dieses üppige Drehmoment optimal auszunutzen, schaltet auch die Automatik spätestens bei 5.500U/min automatisch hoch, es sei denn der Fahrer tritt das Gaspedal energisch dem Bodenblech entgegen. Dann nutzt die Automatik das komplette, bereitstehende Drehzahlspektrum aus und dreht den Sechsender bis an den Begrenzer bei etwa 7.100U/min aus. Dem Motor bereitet dies auch keine Mühe, einzig die besagte Klangkulisse passt hier einfach nicht.
Wer es ruhig mit dem 335i angehen lässt, dem fällt schnell auf, dass der Motor auch auf Spritsparen ausgelegt worden ist und so kommt es zu einem Konstantfahrruckeln hin und wieder, wenn der Motor im Schichtbetrieb arbeitet und der Turbo auch nur leicht mitsäuselt. Es ist zwar kein Weltuntergang, passt aber nicht in das tolle Bild des besten Motorenherstellers.
Was jedoch ganz und gar passt, ist der Verbrauch dieses Triebwerks. So kam ich trotz sportlicher Fahrweise und viel Spaß auf einen sehr respektablen Gesamtverbrauch von errechneten 9,3 l/100km. Wenn man nun noch den Einlaufeffekt und den Mehrverbrauch für den Allrad mit einbezieht, dann dürfte ein heckgetriebener und eingefahrener 335iA wohl bei ~8,5l liegen! Das ist schon sehr respektabel.

Fahreigenschaften:
Warum fahren so viele einen 3er BMW und warum wollen noch mehr einen 3er BMW fahren?! Weil er neben einem perfekten Antrieb auch ein ausgewogenes Fahrwerk bietet, welches nicht nur sportlich oder nur komfortabel sein kann, sondern eine perfekte Symbiose aus beiden Welten vereint.
IMG_7500Um es gleich vorweg zu nehmen, der neue 3er fährt sich wunderbar sportlich, jedoch nicht mehr so leichtfüßig wie dies beim E90 noch der Fall war. Man merkt beim 335i das hohe Gewicht von über 1,7t immer, weshalb der Wagen im Grenzbereich schnell anfängt über die Vorderräder zu schieben. Dies verhindert auch das intelligente Allradsystem xDrive leider nicht. Es sorgt zwar dafür, dass bei widrigen Witterungsbedingungen die Traktion hervorragend ist, aber das Fahrverhalten wird auch etwas kritischer als beim Hecktriebler. Während der Hecktriebler nur bei starkem Leistungsüberschuss in der Kurve quer fährt, schiebt der Allradler nur kurz über die Vorderachse um dann nach einem leichten lupfen des Gaspedals blitzartig mit dem Heck auszubrechen.
Natürlich wird dies sofort durch das DSC abgefangen, aber bei deaktiviertem DSC braucht es einen geübten Fahrer hinter dem Sportlenkrad um den 3er wieder auf die richtige Spur zu bringen bzw. diese zu halten. Der Komfortaspekt ist bei den 3ern ohne Allrad sehr hoch und wesentlich besser geworden als beim Vorgänger, doch die Allradversion scheint hier immer noch sehr steifbeinig zu sein. So ist gerade die Hinterachse sehr mitteilungsfreudig was Querfugen und Schlaglöcher anbelangt. Auch akustisch teilt sich das Fahrwerk mit Vibrationsgeräuschen mit. Anstatt trocken ein- und auszufedern scheint es, als ob beim Überfahren von Unebenheiten Vibrationen entstehen, die dann zu Geräuschen führen.
Lange und kurze Wellen hingegen bewältigt das Fahrwerk des 335i xDrive wunderbar und auf der Autobahn liegt der Wagen angenehm ruhig, selbst bei Geschwindigkeiten über 200km/h.
Wer es flott angehen lässt kann sich an der variablen Sportlenkung erfreuen, die angenehm direkt anspricht leider aber etwas synthetisch wirkt. Ebenfalls sehr gut ist die Bremsanlage des 335i. Sie verzögert wunderbar selbst bei hohem Tempo und bietet einen perfekt dosierbaren Druckpunkt. Leider war die Bremse des gefahrenen 335i auch sehr mitteilsam zu sein, so quietschte sie auf den letzten Metern schön laut vor sich hin.

Fazit:
Der BMW 335i als xDrive ist ein alltagstauglicher Sportler in einem attraktiven Blechkleid. Leider wirkt der Wagen insgesamt nicht mehr so perfekt wie man es von einem BMW gewohnt war und von einem 70t€-Fahrzeug erwarten würde. Das dies maßgeblich am Allradsystem liegt, scheint in Anbetracht von vorher gefahrenen F30 auf der Hand zu liegen.
Beeindrucken konnte mich der 335i natürlich mit seinem bekannt tollen Antrieb, der famosen 8-Stufen Automatik und dem sensationellen Verbrauch. Negativ ist jedoch, dass das Fahrwerk einfach zu steifbeinig daher kommt und das Gewicht einfach zu hoch ist um einen optimalen Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort zu bieten.

Motor 3,0l R6 Turbo-Benziner
Leistung 306PS // 400Nm
0 – 100km/h 5,0 s
Vmax 250 km/h
Testverbrauch 9,3 l/100km

Beschleunigungsvideo 0-200km/h:

Und noch ein paar Bilder zum BMW 335i xDrive:
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Comments (3)

  1. Matthias

    Hallo Ubi!!

    Wieder mal ein super Bericht mit tollen Fotos. Wieso drehst du nicht mal wieder paar Videos mit Markus an deiner Seite.

    Mal ne eine andere Frage, welche Kamara verwendest du? Die Bilder sind ja grandios.

    • Ubi

      Hi, danke für die Komplimente.
      Kamera ist eine EOS550D 🙂
      Schau dich mal auf der Seite von Let’s Drive um, ich bin fleißig dabei mit Markus zusammen ein paar Videos zu drehen 🙂

  2. […] Testbericht ? BMW 335i xDrive Limousine, gefunden bei ubi-testet.de (0.2 Buzz-Faktor) […]

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