BMW hat vor kurzem mit der Einführung der neuen Motorengeneration begonnen. Besonderheit an den neuen Motoren ist, dass diese sogenannte Baukasten Triebwerke sind.
Dies bedeutet, dass ein Grundmotor identisch ist und von diesem weitere Variationen problemlos erweitert werden können. So hat BMW mit Einführung der neuen 3-Zylinder Motoren den Grundmotor vorgegeben. Also Basis verfügen alle Motoren der B-Reihe über 0,5l Hubraum pro Zylinder. Der Grundmotor mit dem Grundkurbelgehäuse ist sogar bei Benziner und Diesel nun identisch, der Zylinderkopf und viele andere Dinge sind jedoch verschieden. Der Winkel zur Senkrechten von 20 Grad, der Zylinderabstand und der Einzelhubraum von 500 Kubikzentimetern führen zu einem gemeinsamen Motorblock, der aus dem gleichen Gussteil hergestellt wird. So ist es bei der Produktion sogar möglich Diesel- und Benzinmotoren an einem Band zu fertigen, was die Produktionskosten deutlich senkt.
Als weiter Vorteil lassen sich schnell und ohne größere Probleme aus dem 3-Zylinder ein 4-Zylinder oder 6 und 8 Zylindermotoren herstellen.
Weitere Highlights der neuen Triebwerke sind ein neuer, wälzgelagerter Turbolader und ein nun serienmäßiges Fliehkraftpendel. Der Vorteil des wälzgelagerten Turboladers liegt bei einem geringeren Reibungswiederstand der Lager und einerm dadurch spontaner ansprechenden Lader.
Besonderheit bei diesem neuen Motor ist, dass BMW nun erstmals im Serienbau einen Brennraumdrucksensor verbaut. Dieser ermöglicht, dass der Motor immer öfter möglichst nahe an seinem Best-Punkt arbeitet und dies zu einer deutlichen Verbrauchreduzierung führen soll.
Im aktuellen 5er BMW arbeitet nun also unter der Motorhaube des 518d und 520d der neue, kompakter bauende 2,0l 4-Zylinder Turbodiesel (B47) mit 150 bzw. 190PS Spitzenleistung.
Im Motorraum wirkt das kleine Triebwerk nun im großen Vorderwagen fast etwas verloren im Vergleich zu seinem Vorgänger (N47).
Doch es geht hier ja nun nicht um Optik sondern darum, wie sich das neue Triebwerk so im Alltag macht. Genau hier stellen sich natürlich die Fragen nach der Laufkultur, der Kraft und vor allem nach dem Verbrauch.
Also rein in die wohnliche Stube des 520d Tourings und einmal platzgenommen auf den serienmäßigen, teilelektrischen Sitzen, die hier mit schwarzem Leder bezogen sind. Bequem sind sie und auch nach 700km am Stück steigt man noch ohne größere Rückenprobleme aus dem Fahrzeug aus. Platz ist im Touring auf allen Plätzen ausreichend und fürs Gepäck gibt es ebenso genügend Stauraum. Das Navigationssystem Business mit dem etwas zu klein wirkenden Display, arbeitet schnell und zuverlässig, auch wenn der Verkehrdienst mit Real Time Traffic Information (RTTI) durchaus an Bord sein dürfte.
Also Startknopf drücken und der kleine Dieselmotor springt schnell und ohne Verzögerung an. Erste Erkenntnis ist dann, dass der Motor merklich ruhiger im Stand vor sich hin brummt. Kaum Vibrationen sind noch zu spüren in Lenkrad oder dem Getriebestick. Auch akustisch wirkt der Motor wie in Watte gepackt, zwar hörbar, aber eben deutlich abgemildert.
Automatikstick einmal ziehen und auf “D” stellen, Bremspedal lösen und schon rollt unser Touring ruhig los. Bei kaltem Motor und langsam hochdrehendem Triebwerk, hört man schnell den neuen Turbolader lautstark ab 1.700U/min jaulen. Dieses Geräusch kennt man eigentlich schon von etwas betagteren Ladern, bei denen man sich nicht so ganz sicher ist, ob der noch länger hält oder nicht. Also erstmal ein kleiner Schock…
Doch kaum steigt die Öltemperatur, wird der Motor noch einmal deutlich ruhiger und vom jaulenden Turbo ist nun auch kaum noch etwas zu hören.
Bis das Motoröl auf Betriebstemperatur gebracht ist, können wir schon einmal einen Blick auf die Laufkultur im unteren Drehzahlbereich werfen. Hier konnte der alte Motor selten glänzen, denn er brummte sehr stark unterhalb von 1.600U/min und sobald man etwas stärker beschleunigte, schüttelte sich der Motor eher vorwärts, als kraftvoll nach vorne zu schieben, da hier ein deutliches Turboloch spürbar war.
Und der Neue?
Ganz anders und zwar deutlich besser. Der Motor spricht wunderbar früh und direkt an. Selbst der Turbolader kommt früher zur Sache und so wirkt der Motor schon unterhalb von 1.500U/min deutlich spontaner und kraftvoller als sein Vorgänger. Einzig knapp über Leerlaufdrehzahl neigt der neue Motor noch dezent zum vibrieren und brummen, was aber kein Vergleich zum Vorgänger ist. Hier beweist der neue Motor einmal mehr, dass die Ingenieure eine sehr gut Arbeit abgeliefert haben.
Sind dann einmal alle Betriebsflüssigkeiten auf die optimale Temperatur gebracht, widmen wir uns so gleich der Performance des neuen Motors.
Also Automatik auf “S” und den Fahrerlebnisschalter auf SPORT stellen. Dann den Pinsel nach unten schieben und schon drückt der Motor kraftvoll und vor allem sehr gleichmäßig den 1,8t schweren Kombi nach vorne. Über das gesamte Drehzahlband wirkt der Motor erstaunlich lebendig und drehfreudig. Einzig ab 4.000U/min endet die Leistungskurve langsam und der Motor dreht nur noch etwas lahmer weiter aus. Hat die 8-Stufen ZF-Automatik dann aber schon die nächste Fahrstufe, schnell und ohne merkliche Zugkraftunterbrechung nachgereicht, bleibt der Kraftschluss perfekt aufrecht und der Turbolader spricht fast verzögerungsfrei wieder an. Erst ab 180km/h wird es dann etwas zäher im neuen Motor, wo der alte schon ab 160km/h etwas angestrengter wirkte.
So bleibt hier auch ein sehr positives Gesamtbild hängen. Die geringe Leistungssteigerung fühlt sich nach deutlich mehr als nur 6PS an und das Ansprechverhalten des neuen Turbos ist vorbildlich.
Doch wie ist es denn nun eigentlich um den Verbrauch bestellt?
Tja, hier muss ich leider schlechte Nachrichten verkünden …
Auf einer 1.400km langen Reise mit 90% Autobahneinsatz (150km/h Tempomat, EcoPRO) und nur kurzer Überland und Stadtfahrt, genehmigte sich der neue Treibsatz noch gute 7,3 l/100km.
Jetzt werden viele von Euch bestimmt sagen, dass dies immer noch ein sehr guter Wert ist. Ja, das ist er auch, aber eben nicht besser als der alte Motor. Denn diesen konnte ich auf selber Strecke locker mit ~0,5l/100km weniger bewegen, bei gleicher Fahrweise.
Wer den Motor kaum fordert und ruhig dahin gleitet, der kann durch aus auch einmal Werte knapp unterhalb der 6l-Marke erreichen, aber die angegebenen 4,5 l/100km sind leider absolute Illusion.
Ist der neue Motor nun also der Schritt in die richtige Richtung?
Ja, das ist er auf jeden Fall. Gerade die deutlich bessere und ruhigere Laufkultur weiß zu überzeugen. Nun wirkt der neue Motor endlich standesgemäß und einem BMW angemessen. Bei der Leistung, kann der neue Motor ebenfalls punkten wodurch er nun deutlich agiler ist und einmal mehr Freude am Fahren bietet.
Die Freude am Sparen kommt hingegen nicht so recht auf. Warum der neue Motor im gefahrenen 520d Touring nicht überzeugen konnte, ist mir leider ein Rätsel. Einzig die Umstellung auf die strengere Abgasnorm Euro6 könnte hier eventuell zu einem schlechteren Verbrauch unter Realbedingungen geführt haben.
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