Der neue Ford Puma – Stubentiger statt Raubkatze

Der Ford Puma ist back! Ja, richtig gehört. Ford baut wieder einen Ford Puma. Nur leider nicht mehr als kleines, wendiges und günstiges Coupé, sondern als freches, praktisches und cooles Lifestyle SUV.

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Menschen und deren Bedürfnisse. So konnte nun aus dem 1997 eingeführten Ford Puma nach 23 Jahren ein SUV werden. Damals fuhren junge Autokäufer auf dynamische Autos mit zwei Türen ab und durch ein Coupé konnte jeder seinen Individualitäts-Sinn nach außen tragen. Heutzutage ist eher Komfort aus der Oberklasse gefragt zu möglichst kleinem Budget, möglichst garniert mit Allrounder Eigenschaften. So muss das Auto seine Nutzer bequem zur Arbeit, den Nachwuchs sicher in den Kindergarten und das Lifestyle-Equipment problemlos an den gewünschten Zielort bringen. Aus diesem Grunde sind die kompakten SUV Modelle aktuell das Marktsegment, welches am stärksten wächst. Da sich die Kunden mehr an der Optik als an Produktnamen orientieren, ist die Verwendung des für „ältere“ Kunden noch geläufigen Namens „Ford Puma“ sicherlich auch legitim.

Sehen wir uns den neuen Ford Puma aber zunächst genauer an, so folgt er einer eigenen Formsprache im Vergleich zu seinen konzerninternen Brüdern. Zwar hat auch der Puma noch den „Aston Martin“ Kühlergrill als Ford typisches Erkennungsmerkmal, aber nun sehr hoch montierte (Froschaugen ähnliche) LED Scheinwerfer. Überhaupt wirkt die gesamte Karosserie auf mich in die Höhe gezogen mit Ausnahme der Seitenlinie. Hier haben die Designer mit einem Knick in der Gürtellinie leicht vergrößerte Fensterflächen gesorgt, was sich in einer besseren Rundumsicht im Innenraum bemerkbar macht. Die sehr hoch montierten LED Rücklichter im Heck greifen die Stilelemente der Front wieder auf. Insgesamt wirkt bis zu 4,21 Meter (Titanium & Titanium X 4,18m) lange und 1,55 Meter hohe Ford Puma beim Erstkontakt stimmig proportioniert und erfrischend anders.

Der Innenraum ist bekannt aus dem Ford Fiesta und bietet als Neuerung ein optional erhältliches 12,3 Zoll großes Volldigital-Kombiinstrument. Der freistehend montierte 8 Zoll SYNC3 Touch Screen ist in optimaler Bedien- und Ablesehöhe angebracht und lässt sich nahezu intuitiv bedienen. Die SYNC Sprachsteuerung bleibt weiterhin immer noch verbesserungswürdig, wenn es um eine sichere Eingabe des Navigationszieles geht. Selbstverständlich bietet das System einen WLAN Zugang ebenso an, wie ein automatisches Notrufsystem für den Fall der Fälle. Ford Pass Connect erlaubt dem Besitzer zudem einen gewissen Fernzugriff auf sein Fahrzeug sowie das Auslesen von Fahrzeugdaten und Echtzeit Verkehrsdaten bei der Navigation. Die induktive Ladeschale in der Mittelkonsole ist für Telefone der Dimension eines iPhone 11 Pro passend und auch gut ausgeformt für eine dauerhafte Stromversorgung (im Ford Focus ist dies ja nicht so der Fall …).

Die merklich höher montierten Sitze des Ford Puma sind bequem und bieten ausreichenden Seitenhalt. Für ermüdungsfreies Fahren sorgt neben eine Lordosenstütze eine Massagefunktion mit diversen Einstellmöglichkeiten. Falls jemand etwas auf den Polstern verschüttet hat oder diese von der Farbe her nicht mehr leiden mag, für den bietet Ford mit der „Zipper Stoffpolsterung“ die Möglichkeit, die Bezüge einfach in der Waschmaschine zu reinigen oder durch andere Polsterfarben aus dem Zubehörprogramm zu tauschen. Eine feine Sache wie ich finde.

Wenn wir schon bei coolen Detaillösungen sind sollte nicht unerwähnt bleiben, was der neue Ford Puma so in seinem Kofferraumabteil und im Fond unterbringt. Die Fond Bank ist angenehm hoch montiert, was den Einstieg und die Montage von Kindersitzen (ISOFIX an den Außenpositionen gut zugänglich) deutlich erleichtert. Der Knieraum ist für Personen bis 1,80 Meter Körperlänge ebenso ausreichend bemessen, wie auch die Kopffreiheit. Leider ist die im Verhältnis 60/40 umlegbare Sitzlehne nicht mit einer Ski-Durchreiche versehen. Ebenso fehlt auf der Rückbank ein USB- oder 12V-Anschluss für eine Stromversorgung auf der Rückbank. Zudem besteht keine Möglichkeit, die Rückbank in ihrer Länge zu verschieben (wie etwa beim VW T-Cross). Dafür bietet der Kofferraum mit 456 – 1.216 Liter Stauraumvolumen (Hybrid Modelle 401 – 1.161l) einen absoluten Klassenbestwert. Auch die Gepäckraumbreite von 100 cm zwischen den Radkästen ist beachtlich. Den doppelten Laderaumboden kann man praktisch direkt an den Rücksitzlehnen arretierten, wodurch höhere Gegenstände in der „Ford MegaBox“ aufgestellt werden können (z.B. Golfbags). Diese kluge Box fungiert quasi als Badewanne mit ihrer Kunststoffauskleidung. Da sie einen Abfluss hat, kann bei Verunreinigung einfach mit Wasser ausgespült werden zur Reinigung der „MegaBox“.

Schließen wir nun aber die optional elektrisch bewegte Heckklappe und setzen uns auf den Fahrersitz zur ersten Ausfahrt im neuen Puma.

Für die ersten Testkilometer auf spanischem Boden stand uns der neue Ford Puma als Mild Hybrid zur Verfügung. Bei dieser Antriebskombination arbeitet der bekannte und robuste 1,0-Liter Dreizylinder Turbobenziner im Verbund mit einem Elektromotor, welcher dem Puma besonders im Anfahrbereich mehr Kraft zur Verfügung stellt (220 Nm statt 170 Nm). Gespeist wird der Elektromotor über einen luftgekühlten Li-Ion Akku, welcher über einen integrierten Startergenerator (anstelle der Lichtmaschine) durch Bremsenergie geladen wird. Dieser sorgt aber nicht nur für eine zusätzliche Leistungsspritze, sondern hilft auch Kraftstoff zu sparen, indem er den Motor unterhalb von 15 km/h abschaltet.

Und wie funktioniert das System auf der ersten Ausfahrt?

Erstaunlich unauffällig, denn der Verbrenner ist akustisch gut gedämmt und im Innenraum kaum zu hören. Beim kräftigen Beschleunigen ist die Unterstützung durch den Elektromotor deutlich spürbar. Der Antrieb wirkt potenter und wacher, als man es sonst vom kleinen EcoBoost Triebwerk her kennt. Ein Ausdrehen über das gesamte Drehzahlband ist weder nötig noch sinnvoll, da schon im Bereich ab 2.300 U/min genügend Kraft zur Verfügung steht für normale Überholvorgänge. Das deutlich frühere Abschalten des Motors beim Heranrollen an Ampeln etwa ist anfangs schon gewöhnungsbedürftig. Wer jedoch bei längerer Nutzung nicht mehr zu genau darauf achtet, wird dies sicherlich auch nicht mehr als störend oder merkwürdig wahrnehmen.

Beim Verbrauch gibt Ford eine Ersparnis von 0,3 l/100 km gegenüber dem normalen 125 PS-EcoBoost Puma ohne Elektromotor-Unterstützung an. In der Praxis dürfte dies nur dann realisierbar sein, wenn man wirklich häufig die Kraft des Elektromotors nutzt und zudem der Motor im Stopp & Go Bereich häufig abgeschaltet wird. In meinen Augen dürfte der wahre Vorteil dieses Antriebs aber viel mehr in der souveräneren Kraftentfaltung zum Tragen kommen.

Wem diese Technik etwas zu komplex erscheint, der kann beim neuen Ford Puma auch auf den 1,0-Liter EcoBoost ohne Mild Hybrid System zurückgreifen. Dieser bietet kaum schlechtere Beschleunigungswerte auf Tempo 100 und ist auch im Durchzug auf dem Papier auch kaum im Nachteil (0,1s flotter für 50-100 km/h im 4.Gang), reicht aber sicherlich für 90% der Kunden locker aus.

Für Vielfahrer wird zu einem späteren Zeitpunkt auch noch der EcoBlue Diesel mit 125 PS zur Verfügung stehen, der dann beim Drehmoment auf jeden Fall die Spitze im Antriebsportfolio übernehmen dürfte und auch der sparsamste Antrieb für den Ford Puma sein wird.
Ob jedoch der Diesel noch für viele Kunden interessant sein wird angesichts der politischen Diskussionen bleibt allerdings fraglich …

Ein 7-Stufen Doppelkupplungsgetriebe für die stärksten Motorisierungen reicht Ford im Mai ebenfalls mit Einführung des Diesels nach, wie auch eine Spitzenausstattungslinie mit elden Materialien und kompliziertem Namen – ST-Line X Vignale.

Nichts zu kritisieren gibt es im Bereich der Fahrerassistenzsysteme, welche für immer mehr Kunden von zunehmender Relevanz sind. Hier kann das Kölner Kompakt-SUV das volle Programm an aktuell möglichen Hilfestellungen bieten. Ab Werk gibt es ohne Aufpreis für alle Puma bereits ab Ausstattungslinie Titanium (aktuell die Einstiegsausstattungslinie) einen aktiven Spurhalteassistenten, einen Falschfahrerwarner sowie einen Fernlichtassistenten und eine Verkehrszeichenerkennung. In Verbindung mit dem optionalen Fahrerassistenzpaket bietet der Ford Puma dann zusätzlich eine intelligente Geschwindigkeitsregelanlage (Abstandsregelung und automatische Geschwindigkeitsanpassung durch Verkehrszeichenerkennung), einen aktiven Ausweichassistenten, automatisches Ein- und Ausparken sowie einen Toterwinkelassistenten.

Sicherheit und eine gute Priese Fahrspaß bietet im neuen Ford Puma das Fahrwerk. Ganz klar, hier tritt einer der handlichsten und fahragilsten SUVs der Klasse an. Eine rückmeldungsfreudige Lenkung und eine straffe Fahrwerksauslegung (für älter Kunden sicherlich etwas zu straff) sorgen für gehörigen Fahrspaß auf den spanischen Landstraßen. Der Grenzbereich liegt enorm hoch und lässt sich im Zuge der geltenden Straßenverkehrsordnung nicht austesten, was auch gut so ist. Auf den kurvigen Bergpassagen rund um Marbella kommt sogar ein wenig das Feeling vom ersten Ford Puma zum Vorschein, was mich am Ende des Tages mit einem Lächeln aus dem Ford Puma aussteigen lässt. Mit einem Einstiegspreis von 23.150 € ist der neue Ford Puma als 1.0 EcoBoost Titanium durchaus attraktiv eingepreist dank einer umfangreichen Serienausstattung bestehend aus Tempomat, SYNC3 Navigationssystem, Einparkhilfe am Heck, LED Scheinwerfer fürs Abblendlicht, Sportsitzen und einer manuellen Klimaanlage sowie 17 Zoll Alurädern.
Wer mehr Ausstattung möchte darf dann entscheiden, ob ein luxuriöser (Titanium X) oder eher ein sportlicher (ST Line & ST Line X) Puma gewünscht wird.

Hier gibt es den Videobericht zum neuen Ford Puma:

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