Kaufen Sie auch öfter beim Discounter, oder erledigen Sie ihre täglichen Einkäufe im Feinkostgeschäft?Ich jedenfalls kaufe gern meinen täglichen Bedarf beim örtlichen Discounter. Dort gibt es bekannte Marken-Produkte günstiger und mit einem No-Name Schriftzug der Hausmarke versehen. Was also bei Lebensmitteln im Discounter funktioniert, müsste auch im Automobilbereich klappen, oder?  Genau hier kommt die rumänische Fahrzeugmarke Dacia ins Spiel, die mit bewährter Renault-Technik Autos zu günstigen Preisen anbietet.

War es früher verpönt, mit einem Premiumfahrzeug bei ALDI, LIDL und co vor zu fahren, galt der Besitz eines Dacia bei Markteinführung 2005 gar als „sozialer Abstieg“.  Bei genauer Betrachtung scheint Dacia den Trend der Zeit früh erkannt zu haben. Stetig wachsende Verkaufszahlen, besonders im Privatkundenbereich, sprechen eine deutliche Sprache. Zudem sorgen Titel wie „Wertmeister“ für Vertrauen und überschaubare Kosten für den Kunden. Den Einstieg in die Welt von Dacia bildet hier unser Testwagen, der Dacia Sandero.

Mit einem Grundpreis von 6.990 Euro ist der neue Dacia Sandero derzeit der günstigste Neuwagen auf dem deutschen Markt. Damit wendet sich Dacia bewusst an Leute, die sehr geringe Ansprüche an ihr Fahrzeug legen, sich dennoch einen Neuwagen zulegen möchten. So sind im Basispreis zwar wichtige Sicherheitsausstattungen wie ESP und 4 Airbags vorhanden, Komfortausstattungen wie etwa elektrische Fensterheber, Radio oder gar eine Klimaanlage sucht man in der Basis vergebens. Wer diesen Komfort wünscht, muss zu einer höherpreisigen Ausstattungslinie greifen. In unserem Fall wurde dies mit der höchsten Ausstattungsvariante „Lauréant“ bereits getan, die zudem bei uns in Deutschland am häufigsten anzutreffen ist. Zusätzlich wurden noch einige Extras geordert sowie das derzeit stärkste Benzintriebwerk mit 90 PS ausgewählt.  So wurde uns ein voll ausgestatteter Dacia Sandero TCe 90 S/S Lauréate mit einem Listenpreis von 11.880 Euro zur Verfügung gestellt.

Was wir für dieses Geld so alles bekommen und ob die gebotene Mobilität ausreicht, klären wir jetzt  in diesem Testbericht.

Optisch ansprechend ist der Dacia Sandero im Vergleich zu Kleinwagen, die sich sonst auf dem Markt tummeln, wie etwa sein Techniklieferant Renault Clio nicht. Er will nicht in der Masse auffallen und sucht so den Schutz in der Unauffälligkeit im Straßenverkehr.

Trotz kürzlich erfolgter Frischzellenkur mit LED-Tagfahrlicht und vielen quadratischen Design Elementen an Kühlergrill oder Rücklicht bleibt ein eher biederer Gesamteindruck. Klassische Proportionen und ab Werk nur mit 5 Türen samt großen Fensterflächen bestimmen die Optik. Im Detail entdeckt man dann jedoch Kleinigkeiten, die man so nur von deutlich älteren Fahrzeugen kennt: So verfügt der Dacia Sandero immer noch über unpraktische Klapptürgriffe und die Heckklappe wird wie früher mittels Druck auf das Schloss geöffnet.
Hinter der Heckklappe präsentiert sich dem Nutzer ein aufgeräumtes Laderaumabteil mit 320 Litern Stauvolumen. Durch Umlegen der Rücksitzlehnen lässt sich dieses auf 1.200 Liter erweitern, was für 90 % aller Alltagsaufgaben vollkommen ausreicht.

Im Innenraum mit seinem aufgeräumten Cockpit und analogen Instrumenten fühlt man sich schnell daheim. Die monochromen Displays mit grober Pixelung und der sehr hohe Anteil verwendeter Hartkunststoffe versetzen einen um gefühlte 10 Jahre in die Vergangenheit. Diese Materialien sind zwar klar, robust und pflegeleicht, aber durch speckige Oberflächen wie etwa dem Armaturenbrett will kein sonderlich modernes Ambiente oder gar ein Gefühl von Hochwertigkeit aufkommen. Doch Hochwertigkeit will man bei Dacia auch nicht vermitteln. Simpel, funktional und günstig soll es sein. Das Gefühl einer kleinen Zeitreise vermittelt auch das aufpreispflichtige Navigationssystem aus dem Hause TomTom mit seiner grobschlächtiger Grafikauflösung und der hin und wieder langen Berechnungszeit für Routen.

Auf eine Einweisung in das Fahrzeug kann dank der wenigen Schalter und kaum vorhandener Technik verzichtet werden. Durchaus erfrischend ist das auf jeden Fall im Vergleich zu technisch hochgezüchteten Fahrzeugen mancher Hersteller, die mit komplizierten Infotainment Systemen versuchen, die Vielzahl an Schaltern durch Untermenüs zu vereinfachen.

Dennoch dürften sich auch die Damen und Herren bei Dacia einmal genauer mit dem Thema Ergonomie befassen, trotz der Einfachheit ihrer Produkte. So befindet sich z.B. die Verstellung der Außenspiegel nicht wie üblich in der Türtafel, sondern in der Mittelkonsole hinter dem Handbremshebel und sorgte bei häufig wechselnden Fahrern regelmäßig für Verwirrung.

Auf weich gepolsterten, etwas wackelig montierten Stoffsitzen ohne Seitenführung sitzt es sich auf kurzen Strecken noch recht bequem. Für Langstreckenfahrer jedoch ist dieses Gestühl mangels Rückenausformung nicht geeignet. Der Stoffbezug hingegen ist nicht nur sehr strapazierfähig, sondern auch schön wärmend, was im Winter eine nicht erhältliche Sitzheizung verschmerzen lässt. Das mit neue, mit Kunstleder bezogene 4-Speichenlenkrad mit integrierter Hupe (ja, für Dacia-Fahrer ist das neu 😉 ) liegt gut in der Hand, lässt sich aber nur in der Höhe und nicht in der Tiefe verstellen.

Haben wir uns also einmal an das auf‘s Wesentliche reduzierte Cockpit gewöhnt und eingelassen, können wir das Triebwerk unter der Motorhaube starten. Es erwacht ein bekanntes und modernes Renault-Triebwerk mit lediglich 0,9 l Hubraum aus 3 Zylindern zum Leben. In seiner Spitze entwickelt das turboaufgeladene Aggregat 90 Pferdchen und 140 Nm Drehmoment. Leichte Vibrationen im Leerlauf und typisches 3-Zylinder-Schnurren unter Last sind hier als Auffälligkeiten zu vermelden. In der Warmlaufphase neigt das Triebwerk zu ausgeprägtem Lastwechselruckeln. Nach wenigen Kilometern ist davon aber kaum noch etwas zu spüren. Im Alltagsbetrieb braucht das Downsizing Triebwerk allerdings stets über 2.000 U/min, wenn es flott voran gehen soll. Dann erst beginnt der Turbolader genügend komprimierte Luft zu fördern, um sie den Brennräumen zur Verfügung zu stellen. Fällt die Drehzahl allerdings unter diese Grenze, kommt das kleine Triebwerk mangels Drehmoment nur schwer in Fahrt. Darum fährt man meist in einem niedrigeren Gang, damit der Turbolader stets aktiv ist. Auf diese Weise kann der lediglich 1,1 Tonnen schwere Dacia Sandero jederzeit zügig beschleunigen. Wer es darauf anlegt, soll laut Werk die 100 km/h in 11,1 s schaffen und mit Anlauf auf der Autobahn maximal 175 km/h schnell unterwegs sein. So braucht sich auch kein Dacia Sandero Fahrer von der linken Spur auf deutschen Autobahnen verdrücken.

Dank nun erhältlichem Start-Stopp System kann der kleine Rumäne auch im Stadtverkehr sparsamer bewegt werden. Zusätzlich bietet Dacia die Möglichkeit, das kleine Triebwerk in einen „Eco-Modus“ zu versetzen, bei dem die Leistung reduziert und zusätzlicher Kraftstoff gespart wird. Zwar wirkt der Antrieb dann komplett zugeschnürt und in seiner Leistung um rund 50 % begrenzt, bei Konstantfahrt hingegen existiert kein Unterschied. Bei unseren Testfahrten im normalen Alltagsbetrieb kamen wir mit günstigen 5,3 l/100km aus und konnten sogar bei ruhiger Fahrweise und einem vollen 50 l Kraftstofftank Reichweiten von über 1.000 km lt. Bordcomputer vermelden! Versuchen Sie das mal mit einem VW Polo Benziner 😉

Wie fährt sich denn nun unser Günstig-Auto?

Kurzum, erstaunlich herkömmlich. Den größten Unterschied zu anderen Kleinwagen spürt man beim Dacia in der Lenkung. Seine Servolenkung ist extrem schwergängig und erfordert dadurch teilweise etwas Schmalz in den Armen. Hier dürften die Rumänen ruhig die Lenkung des Clio verbauen, wenn schon der Antrieb von diesem stammt oder zumindest die Kraft der Servopumpe erhöhen.

Im Bereich Federung und Komfort braucht sich der Dacia Sandero aber nicht hinter moderneren Kleinwagen zu verstecken. Die Dämpfer schlucken grobe Unebenheiten zuverlässig und wenn es doch einmal zu grob wird, kommen einem die weichen Sitzpolster zu Gute und erledigen sanft absorbierend den Rest. Bei schneller Gangart bleibt der Sandero stabil und lässt sich auch bei provozierten Fahrmanövern nicht aus der Ruhe bringen. So entsteht ein beruhigendes Fahrgefühl ohne aber Glanzpunkte zu setzen. Dass ihm die gemächlichere Gangart lieber ist, beweist einmal mehr die Lenkung des Rumänen. Sie bietet einfach keine Rückmeldung und ist in ihrer Wirkung sehr indirekt. Zudem sorgen hohe Lenkwinkel für ein unpräzises Fahren bei direkt aufeinander folgenden Richtungswechseln. Schließlich ist die Richtung aber klar und gut zu halten.

Mich persönlich beeindrucken die Fahrzeuge aus dem Hause Dacia immer wieder mit ihrer Schlichtheit und dem problemlosen Umgang im Alltag. Wer auf Komfort Features und modernste Technik verzichten kann und einfach nur von A nach B kommen will, dem bietet Dacia diese Möglichkeit für genannte 6.990 Euro. Doch wie die Verkaufszahlen zeigen, bevorzugen wir Deutsche dennoch ein klein wenig Komfort für unser Auto, was dank der günstigen Preise im Dacia Sandero auch kein Problem ist. Für rund 11.000 Euro erhält man ein praktisches Alltagsauto mit günstigem Antrieb, einer Technik die noch von jedem Kfz-Meister gewartet werden kann und einen geringem Wertverlust. Wer zudem noch mehr Sicherheit nach dem Kauf möchte, kann gegen einen Aufpreis von 470 Euro die Werksgarantie von 3 Jahren auf maximal 5 Jahre oder 100.000 km anheben.

Das hat mir besonders gefallen:

  • Kräftiger und sparsamer Motor
  • Sehr günstiger Gesamtpreis
  • Gute Platzverhältnisse und hoher Alltagsnutzwert
  • 50 Liter Kraftstofftank
  • Optionale Garantieerweiterung

Das würde ich gerne ändern:

  • Fahrzeugschlüssel mit klappbarem Bart
  • Parksensoren in Wagenfarbe lackiert
  • Lenkung leichtgängiger
  • Bitte eine Sitzheizung für den Winter, weil sie angenehm ist

 

Technische Daten zum Dacia Sandero Lauréant TCe90 S/S:

Antrieb

0,9 l 3-Zylinder Turbo Benziner

Leistung

90 PS // 140 Nm

0 – 100 km/h

11,1 s

Vmax

175 km/h

Tankvolumen

50 Liter

Verbrauch lt NEFZ

4,9 l/100 km // 109 g/km CO2

Testverbrauch

5,3 l/100km

Einstiegspreis (Lauréant)

10.200 €

 

Hier gehts zur Mitfahrt im Dacia Sandro TCe 90:

 

 

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