Letztes Wochenende hatte ich die Gelegenheit, den Dacia Duster TCe 125 4×4 Prestige zu testen.
Den Duster aus der Werbung, in der Mehmet Scholl selbstbewusst schmunzelnd auf das bewusst perfekte Understatement dieses Fahrzeugs hinweist.
Bekanntermaßen gehört Dacia zu den Billigheimern auf dem Automobilmarkt und da stellt sich schon die Frage, wie viel Auto man für wenig Geld bekommt.
Das Design eines Autos ist zwar Geschmacksache, aber mir gefällt die etwas wuchtige, maskuline Form dieses SUV mit seinen breiten Kotflügeln und dem dicken Heck. Nein, dieses Auto braucht sich nicht zu verstecken – es macht schon im Stand etwas her. Die Reling ist nicht nur optischer Schnickschnack, sondern auch kräftig dimensioniert, um sperrige Gegenstände auf dem Dach verzurren zu können. Die Türgriffe sind sehr nüchtern und wenig massiv, erfüllen aber ihren Zweck. Die Türen sind etwas leicht, recht dünn und billig verkleidet.
Ich nehme auf dem Fahrersitz Platz und lasse den Blick über das Armaturenbrett schweifen. Alles wirkt nüchtern, glatt, emotionslos, in die Jahre gekommen. Eben wie ein Renault aus den Neunzigern. Das muss ja nicht unpassend oder antiquiert sein – es reicht für den Zweck und die Bedienung lässt keine Fragen offen. Ältere Semester wie ich kommen damit sofort zurecht und sagen: Alles ist praktisch angeordnet und einfach, aber funktionell – wie bei IKEA Küchen. Das Kombiinstrument hingegen ist schon fast auf der Höhe der Zeit – die Tankanzeige besteht nun aus Leuchtbalken – und beherbergt die wichtigsten Kontrollleuchten. Die Lüftungsklappen wirken lieblos und billig und sind wirklich nur einfache Klappen, was eine gezielte Innenraumbelüftung sehr schwierig macht. Auch Dinge wie die Sitzverstellung wurden einfach und spartanisch gefertigt, erfüllen aber ihren Zweck. Der Knopf für die Sitzheizung seitlich am Gestühl ist kaum zu sehen und noch schwerer zu ertasten. Aber er funktioniert und das ist wichtig. Eine Hupe am Lenkrad gibt es nicht, denn diese ist, wie Jahrzehnte bei Renault üblich gewesen, am Ende des Blinkerhebels angebracht. Schnell noch die Spiegel eingestellt – wow, elektrisch (optional) ! – und dann kann der Motor gestartet werden.
Der Zündschlüssel unterm Lenkrad – wo sonst ? wird eine halbe Umdrehung gedreht und schon springt der 1,2 ltr Vierzylinder an. Der Ganghebel liegt gut zur Hand und der 1. Gang ist schnell eingelegt. Kupplung kommen lassen und auf geht‘s. Der erste Gang wurde als Offroad-Gang konzipiert und ist arg kurz übersetzt. Aber was soll’s – dafür haben wir ja noch 5 weitere Vorwärtsgänge im Angebot. Mit der etwas schwammigen Schaltung sind auch die Gänge 2 bis 6 schnell eingelegt und der Duster düst über die Landstraße. Der Turbolader pumpt den Motor auf 205 Nm auf, was er leise und schon ab 2000 Touren erledigt. Die 100 km/ h Marke ist schnell erreicht und dabei wirkt der Motor nicht überanstrengt. Sicher, ein 1,6 ltr Aggregat würde souveräner und leiser die Kraft aus dem Ärmel schütteln, aber dieser Motor ist auch nicht schlecht. Auf der Autobahn kann der Duster nun zeigen, was in ihm steckt. Bis 130 km/h beschleunigt er recht zügig, ab 150 km/h wird’s dann zäh und bei ca. 175 km/h ist Schluss mit Vortrieb. Das Auto ist auch bei 150 km/h nicht übermäßig laut, die Wind- und Abrollgeräusche der Räder sind recht moderat. Einzig das Singen und Heulen der Getrieberäder nervt etwas und diese sind auch dann vorhanden, wenn nur der Vorderradantrieb eingeschaltet ist.
Der Duster fährt sich recht unspektakulär, der Federungskomfort ist normal und Unebenheiten werden nur leicht gefiltert. Geradeauslauf und Lenkverhalten sind ebenfalls ohne Tadel – der Wendekreis hingegen erstaunte mich, denn der ist mit 10,5 m angenehm klein – der Duster dadurch deutlich wenidiger als vergleichbare Fahrzeuge! Wenn wir von Komfort reden: vorne sitzt sich’s recht bequem und hinten ist der Beinraum etwas zu knapp bemessen. Von einem SUV erwartet man sich womöglich etwas mehr Platz im Innenraum. Der Kofferraum ist mit 475 ltr bestimmt nicht unterdimensioniert und die Transportmöglichkeiten gestalten sich dank nicht zu hoher Ladekante und ebenem Ladeboden sehr angenehm. Die Heckklappe wird von 2 Gasdruckfedern hochgehoben – schließen muss man sie manuell, es gibt keine Schliessautomatik.
Wo hat nun der Rotstift deutliche Spuren hinterlassen ?
Der Dacia Duster hat viel alte Technik, wenig elektronische und elektrische Helferlein, einfache Materialien (Türgriffe, Verkleidung, Kofferraummatte) schlechten Korrossionsschutz (Motorraum, Unterboden) und überall nur standardmäßige, nicht feinoptimierte Bauteile (Schaltung, Getrieberäder, Dämmmatten). Solange die Dauerhaltbarkeit darunter nicht leidet und die Wartungskosten sogar niedriger als bei der Konkurrenz sind, kann das alles verschmerzt werden. Mir jedenfalls hat dieses Auto recht viel Spaß gemacht, auch wenn der Verbrauch etwas hoch lag. Dieser betrug bei moderater Fahrweise ca. 8,5 ltr, was nicht durch die “alte” Technik, sondern durch den ungünstigen Cw-Wert von 0,42 etwas hochgetrieben wird. Mit einem Cw-Wert von 0,32 (BMW X1) würde der Verbrauch bei ca. 7,5 ltr liegen.
Fazit:
Ein praktisches, freches Auto für denjenigen, der auch ohne Luxus zufrieden ist. Mit einem Listenpreis von 18.260 € für den gefahren Dacia Duster TCe125 4×4 erhält man also durchaus viel Auto für sein Geld. Ein weiterer Vorteil des Duster, sein hoher Werterhalt. So sind etwa 5 jährige Duster unter 100.000km und ähnlich hochwertiger Ausstattung z. Zt. nicht unter 9.000 € zu bekommen.
Autor: Arnulf Gill
Ihr sucht weitere Informationen zu Dacia, dann habe ich hier noch ein paar interessante Anregungen und der bekannten Bloggerschaft:
Tom Schwede konnte 2013 für 1300ccm den Dacia Sandero Stepway testen.
Unsere Auto-Diva Nicole konnte im Zuge einer Offroad-Vorstellung kurz den Dacia Duster im Offroadeinsatz erleben.
[…] Dacia Duster TCe125 4×4 Prestige im Test, gefunden bei ubi-testet.de (0.4 Buzz-Faktor) […]
Es ist schon unser zweiter Daster.Wir sind sehr viel mit Caravan unterwegs und sind sehr zu Frieden.