Mit über 16 Millionen verkauften Fahrzeugen seit Einführung der Ford Focus Baureihe im Jahre 1998, gehört der Kompaktklassewagen zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft. Zudem ist er das absatzstärkste Modell der Kölner in Europa und damit eine besonders wichtige Baureihe für Ford. Fehler kann und darf man sich hier nicht leisten, zumal die Marktbegleiter aka VW Golf, Opel Astra oder Hyundai i30 o.ä. nicht schlafen und stark wie nie sind.
Damit auch in der Tat ein ganz besonderes Fahrzeug aus dem Ford Focus der nun mehr 4. Generation werden konnte, wurde auf einem komplett weißen Papier mit der Entwicklung begonnen. Größter Vorteil neben einem fast grenzenlosen Freiraum bei jeglicher Gestaltung war es, insbesondere die Wünsche der Kunden aus dem Vorgänger mit einfließen zu lassen. Das Resultat dieser Freiheiten und Bemühungen, konnte ich nun auf einer ersten Ausfahrt mit dem Ford Focus MK4 erleben.
Optisch ist der Neue klar als Ford mit typischem „Aston Martin“ Kühlergrill und der tief nach vorne abfallenden Nase zu erkennen. Die Scheinwerfer sind nun in 3 Varianten erhältlich (Halogen-, LED- oder variables LED-Licht), wurden merklich vergrößert und der Kühlergrill ebenfalls je nach Ausstattungslinie unterschiedlich in seiner Ziergittergestaltung ausgeführt. Je nach Ausstattungslinie erhielt der Ford Focus eine eigenständige Front. Ob viel Chrom bei der luxuriösen Vignale Ausstattung, sportliche Wabenoptik bei der ST-Line oder robuste Plastikbeplankungen bei der neuen Crossover-Version Active.
Die Seitenpartie verdeutlicht die stärksten Modifikationen mit dem leicht abgesenkten (-15mm) und zum Heck abfallenden Dach, dem langen Radstand (+50mm) und dem deutlich vergrößerten Türausschnitt im Fond. Dieser sorgt nicht nur für einen deutlich verbesserten Zustieg, sondern auch für ein luftigeres Raumgefühl dank vergrößerte Glasfläche und Ausblickmöglichkeit der Fondpassagiere.
Das Heck wirkt trotz LED-Beleuchtung (leider nur Teil-LED Beleuchtung) mit den nach unten gezogenen Rückleuchten eher bieder und fast austauschbar. Mit Stolz jedoch trägt der Neue seinen Namen über die Breite des Heckdeckels. Dank nun zweigeteilter Rückleuchten entsteht ein deutlich vergrößerter Ladebereich im Vergleich zum Vorgänger.
Den Innenraum haben sie in Köln ebenfalls auf einem frischen Blatt Papier gezeichnet und damit die meisten Kundenkritiken positiv verändert. So ist der Innenraum wesentlich hochwertiger und haptisch ansprechender geworden. Die weichen Kunststoffe scheinen von guter Qualität und bereits die Vorserienmodelle waren sauber zusammengesetzt. Kaum noch existent sind Hartplastikelemente in Bereichen, die sowohl Hand als auch Auge des Kunden direkt aufspüren könnten.
Ebenso hat man im neuen Ford Focus die Schalterflut dramatisch reduziert. So finden sich die meisten Tasten nun am Klimabedienteil oder dem Multifunktionslenkrad wieder. Wer Einstellungen im Detail vornehmen will, tut dies über den 8 Zoll großen Multimediabildschirm des bekannt guten SYNC 3 Systems. Der Monitor ist in seiner Position nicht nur zentral und bedienfreundlich in Griffweite installiert, nein er macht auch in seiner Grafikauflösung einen hochwertigen Eindruck.
Haben wir uns erst einmal auf neuen, optionalen Ergonomiesitzen mit ausziehbarer Schenkelauflage niedergelassen können wir den Blick durch den Innenraum schweifen lassen. Da entdecken wir im Testwagen erstmals in seiner Klasse ein hochauflösendes Head-Up Display, sowie weiterhin analoge Instrumente. Diese sind hervorragend ablesbar und dank des großen Farbdisplays für den Bordcomputer machen sie volldigitale Anzeigen schlicht überflüssig. Das Handy legen wir auf einer induktiven Ladefläche ab, USB-Anschlüsse und eine verschiebbare Armauflage finden sich ebenso im neuen Ford Focus wie auf Wunsch ein riesiges Glas-Panoramaschiebedach. Ablagefächer sind ebenfalls in ausreichender Anzahl verfügbar, die Türtaschen sogar mit Flies ausgekleidet.
Die Platzverhältnisse haben sie auf dem Vordersitz unmerklich, auf der Rückbank deutlich verbessert. Gerade der Knieraum ist in dieser Fahrzeugklasse einmalig. Bei der Kopffreiheit sollten Kunden genau überlegen wer hinten platznehmen wird. Sollten es Erwachsene über 1,85 Meter sein, ist das neue Panoramaglasdach ein No-Go. Familien werden sich über leicht zugängliche ISOFIX Verankerungen (ohne fummelige Kappen oder Klappen in den Polstern) ebenso freuen, wie über den mechanisch ausklappenden Türkantenschutz an allen vier Türen, den Ford als erster Hersteller bereits im Vorgänger eingeführt hatte.
Wer sich jetzt bereits über die Platzverhältnisse für Kind und Kegel freut, dem sei gleich gesagt, dass die 5-türige Limousine leider beim Gepäckabteil patzt. Mit mageren 341 Litern Stauvolumen ist der Kofferraum nur bedingt ausreichend für Reisen mit der Familie. Die Alltagsaufgaben meistert er ausreichend, die Mitbewerber hingegen bieten hier merklich mehr Raum.
ABER, werden jetzt viele sagen. Es gibt ja noch den neuen Ford Focus Turnier. Stimmt, nur leider stand dieser für eine genauere Begutachtung noch nicht zur Verfügung. Laut Ford soll dieser jedoch den „Gepäck-Gate“ der Limousine mit Klassenbestwerten wieder wettmachen.
Ok, mir wäre der praktische Ford Focus Turnier eh lieber … 😉
Beliebt ist dagegen bei Ford und den Kunden ein bereits mehrfach prämierter Motor. Der 1,0 Liter EcoBoost Benzinmotor gewann sechsmal in Folge den „Engine of the year“ Award und gilt als DER Dreizylinder. Genau dieses Triebwerk haben die Ford Ingenieure nun noch einmal optimiert und verbessert. So wurden innermotorische Veränderungen für besseres Ansprech- und Abgasverhalten vorgenommen. Zudem hat Ford als erster Hersteller eine Zylinderabschaltung bei Dreizylindermotoren eingeführt und die Technik zudem patentiert. Auf dem Papier ist zwar keine Leistungssteigerung zu erkennen, was jedoch nicht an den Maßnahmen selbst, sondern dem vorgeschriebenen Otto-Partikelfilter geschuldet ist.
Neben dem 1,0 Liter EcoBoost, der in drei Leistungsstufen erhältlich ist (85/100/125 PS), werden noch zwei weitere Dreizylinder Benziner mit 1,5 Liter Hubraum (150/182 PS) ebenso wie drei Turbodiesel zum Marktstart im September erhältlich sein. Die beiden 1,5 Liter großen EcoBlue Vierzylinder Turbodiesel leisten beide 300 Nm in unterschiedlichen Leistungsstufen (95 bzw. 120PS). Dank zwei hintereinander geschalteten Stickoxid-Fallen (Lean NOX Traps) können sie ohne SCR-Speicherkat und AdBlue Nachbehandlung die strenge EURO 6d-TEMP Norm erfüllen. Der 150 PS leistende Zweiliter Diesel jedoch vertraut zur Abgasreinigung auf beide Systeme.
Genug der Worte, lasset Taten folgen…
Bereits auf den ersten Metern mit meinem Testwagen (Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium), merkt man drei Wesentliche Änderungen zum Vorgänger.
Zunächst die tolle Geräuschdämmung in der 4. Generation. Antriebs- und Fahrwerksgeräusche wurden hörbar gesenkt und tragen zu einem ruhigen Fahren nachhaltig bei. Dies gelang auch ohne eine besondere Akustikverglasung, sondern viel mehr durch einen erhöhten Dämmmaterialeinsatz und ein besseres Fahrwerk. Insbesondere die für die stärkeren Modelle nun verfügbare Multilink-Achse mit einem isolierten Fahrwerksrahmen.
Als nächstes überrascht das neue EcoBoost Triebwerk abermals, welches sein typisches Schnarren fast abgelegt und eine kernige, erwachsene Stimme gewonnen hat. Der neue Turbolader spricht frühzeitiger an und lässt den Motor über ein breiteres Drehzahlband kraftvoll anschieben. Dabei kooperiert der Motor perfekt mit dem leichtgängigen und gut abgestuften 6-Gang Handschaltgetriebe. Optional können Kunden nun für die stärkeren Antriebe (125 & 150 PS – Benzin und Diesel) erstmals eine komplett neu entwickelte 8-Stufen Wandlerautomatik ordern. Mit ihr sind sogar Level 2 – Assistenzsysteme erstmals in dieser Klasse erhältlich wie etwas ein Stau-Assistent oder das komplett autonome Ein- und Ausparken im aktiven Einparkassistenten Plus!
Während man nun also der Ruhe frönt und dem Dreizylinder das Abschalten eines Zylinders zu keiner Zeit anmerkt, kündigt ein Verkehrszeichen eine kurvige Strecke an. Genau jetzt schlägt die Stunde des neuen Ford Focus MK4! Fast schon gierig scheint die präzise und rückmeldungsfreudige Lenkung auf ihren Einsatz gewartet zu warten. Knackig lenkt der Focus ein und durcheilt die Biegung mit einer wahren Freude. Zugleich ist er dabei extrem flott unterwegs, so dass der Fahrer erst einmal zu Grinsen beginnt.
Straff haben sie ihn abgestimmt den neuen Ford Focus. Nicht mehr ganz so gefühlvoll geht es über schlechte Asphaltdecken oder tief liegende Kanaldeckel. Bemerken werden dies auch nur Kunden aus dem Vorgänger. Wer jetzt aber denkt, dass dieser Ford Focus nun unkomfortabel sei, kennt womöglich nicht die Mitbewerber. Denn gegenüber dem Opel Astra beispielsweise bleibt der Ford weiterhin ein gut und komfortabel federnder Kompaktwagen.
Besonderen Komfortansprüchen kann aber dennoch geholfen werden. So bietet Ford nämlich erstmals im Ford Focus ein adaptives Fahrwerk an. Für 1.000 Euro können dann die Fahrmodi „Comfort“ und „Comfort Eco“ zu den serienmäßigen Dreien (Eco, Normal & Sport) hinzugefügt werden. Mit Hilfe einer Kamera wird die Fahrbahn gescannt und die Dämpfer im Millisekunden Bereich auf den drohenden Einschlag angepasst. So soll ein extrem sanftes und komfortables Fahren wie nie zu vor ermöglicht werden.
Natürlich glänzt der neue Ford Focus nicht nur mit diesen drei Besonderheiten. Selbstverständlich bietet der Kölner Jung auch eine riesige Auswahl an Assistenzsystemen. Deren Anzahl von über 30 Stück ist mehr als beachtlich und in einer so kurzen Zeit wie bei dieser Vorstellung kaum zu erfahren. Unter dem Namen „Ford Co-Pilot 360“ fasst Ford alle Assistenzsysteme wie etwa den aktiven Spurhalteassistenten, den aktiven Abstandregeltempomat mit Stauassistent, den aktive Totewinkelwarner und den aktiven Verkehrszeichenassistenten zusammen.
Besonderes der Verkehrszeichenassistent hatte es mir auf meiner Testfahrt besonders angetan, so schont dieser nämlich Nerven und Geldbeutel nachhaltig. Es reicht einmal den Tempomaten auf eine bestimmte Geschwindigkeit zu setzen und so bald ein neues Tempolimit erkannt wurde, bremst das Fahrzeug wie aus Geisterhand auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Genial!
Eine weitere Neuheit in der Kompaktklasse ist der Ausweich-Assistent. Dieser unterstützt den Fahrer mit aktiven Lenkeingriffen beim Ausweichen vor einem Hindernis, sobald dieser den Lenkimpuls in die Ausweichrichtung gegeben hat. Damit es jedoch nicht so weit kommt, erkennt der Post-Collision Assistent nun nicht nur andere Fahrzeuge und Fußgänger, sondern erstmals in dieser Klasse, auch Radfahrer und kann im Notfall den Wagen sicher zum Stehen bringen.
Stehen geblieben ist der neue Ford Focus selbstverständlich nicht im Bereich digitale Vernetzung. So sind nun alle Ford Focus (ab Titanium Version) mit einem schnellen FordPass Connect-Modem ausgestattet. Mit dessen Hilfe ist nun ein WLAN Hotspot für bis zu zehn Endgeräte ebenso möglich wie die Verkehrsdaten Ermittlung in Echtzeit für das Navigationssystem. Des Weiteren kann der Fahrer nun über eine App auf dem Handy Zugriff auf sein Fahrzeug nehmen oder sogar einer 3. Person einen kurzfristigen, schlüssellosen Zugang ins Fahrzeug gewähren.
Nach wenigen Stunden ist es dann auch schon wieder vorbei und der neue Ford Focus muss der Presseabteilung übergeben werden. Schade eigentlich, denn er hat bereits in dieser kurzen Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mich hat besonders das noch einmal agilere Fahrverhalten des neuen Ford Focus beeindruckt geschweige denn der tolle 1,0 Liter EcoBoost Antrieb. Er ist und bleibt Benchmark in der Klasse der 3-Töpfe. Ob er jedoch auch die Versprechen nach besserer Wirtschaftlichkeit einhalten kann, wird erst ein ausführlicher Test zeigen müssen. Ebenso fehlt mir als Familienvater ja eh der Turnier, welcher zwar zum Marktstart im September erhältlich sein wird, jetzt aber noch nicht erfahren werden konnte.
Datenblatt zum Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
Antrieb |
1,0l 3-Zylinder Turbobenziner |
Getriebe | 6–Gang Handschaltung (oder 8-Gang Automatik) |
Leistung |
74kW / 125PS – 170Nm |
0 – 100 km/h |
10,0 s (11,1 s) |
Vmax |
200 km/h (195 km/h) |
Verbrauch lt Werk |
5,1 l/100km (5,8 l/100km) |
Tankvolumen |
52 ltr |
Kofferraum |
341 – 1.354 ltr |
Basispreis (Trend) |
21.700 Euro (23.600 Euro) |
Hier gehts zum Videobericht des Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
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