Er kam und sollte ein schweres Erbe antreten, der Nissan 370Z. Das anzutretende Erbe stammte von seinem Vorgänger, dem Nissan 350Z. Diesen hatte ich vor über 10 Jahren für ein Wochenende kennen und lieben gelernt. Besonders der betörende Sound des V6 Saugmotors und das fahraktive Chassis konnten mich auf ganzer Linie überzeugen.
Als im Jahre 2009 der Nachfolger Nissan 370Z vorgestellt wurde war für mich klar, dass ich dieses Modell für einen ausgiebigen Ritt testen würde. Doch es sollte bis zum Juli 2016 dauern, ehe ich den Fernbedienungsschlüssel zu einem Nissan 370Z in die Hand bekommen sollte.
Die anfängliche Vorfreude und Euphorie an die letzte Begegnung mit dem Nippon-Renner wich einer kleinen Ernüchterung, als ich erkannte wozu der Schlüssel genau gehörte. Ein braun lackierter Nissan 370Z Roadster wartete in der Tiefgarage auf mich. Die Front ist mit dem Coupé identisch und lässt nicht nur Erinnerungen an den Nissan 350Z aufkommen, sondern wirkt bullig und sportlich dank der scharf gezeichneten Bi-Xenon Scheinwerfer. Tief kauert der 370Z über dem Asphalt, was ihn schnell in Ein- und Ausfahrten auch wegen der aerodynamischen Frontlippe aufsetzen lässt.
Während das Heck im 370Z Coupé fließend aus der Dachpartie entsteht, trübt die kurze und rundliche Stoffhaube die Heckansicht des Roadsters. Zu kurz wirkt die Dachlinie und das zu hohe, breite Heck lässt die offene Version pummelig auftreten. Das der Eindruck des Hüftgoldes von 120 zusätzlichen Kilos gestützt wird, liegt hingegen nicht an der Optik, sondern den zusätzlichen Versteifungen der Karosserie.
Wäre dies nicht schon eine ausreichende Einschränkung für ein sportliches Fahrzeug, gab es bei meinem Testobjekt noch einen weiteren Faktor zur Eintrübung der Fahrspaß Laune, nämlich das verbaute 7-Stufen Automatikgetriebe.
Doch genug der trüben Aussichten. Schlüssel raus, Druck auf die Fernbedienung und rein in die enge Stube des Nissan 370Z Roadster. Tief und gefühlt nur wenige Zentimeter oberhalb der Straße sitzend fühlt man sich schnell wie in einem Schützengraben lauernd. Die Gürtellinie ist sehr hoch, der Ausblick deutlich eingeschränkt. Die Sportsitze bieten hingegen einen guten Seitenhalt, lassen sich aber nur auf der Fahrerseite in ihrer Höhe manuell verstellen. Das Lenkrad kann auch nur in seiner Höhe justiert werden, den Rest muss sich der Fahrer irgendwie zusammen basteln.
Doch wichtiger ist der Blick auf alle wichtigen Instrumente und da gibt es sogar zusätzliche auf dem Armaturenträger in Form von Öltemperatur, Batteriespannung und einer Digitaluhr. Das Kombiinstrument an sich ist dank großer Zahlen sehr gut ablesbar und wird vom mittigen Drehzahlmesser klar dominiert. Dieser spielt auch im Nissan eine tragende Rolle, denn der rote Bereich beginnt nicht umsonst erst bei 7,500 U/min.
Was das Thema Infotainment angeht, so kann man diesen mit “vorhanden” schnell und einfach abhaken. Ein Festplattennavigationssystem ist optional erhältlich und verbaut, die BOSE Soundanlage gut und ein Handy kann mit Hilfe von Bluetooth auch gekoppelt werden. Das sollte dann aber auch reichen.
Viel wichtiger ist nämlich der unter der Motorhaube befindliche Motor. Traditionell schlägt hier noch ein Saugmotor Herz mit 6 Töpfen in V-Bauweise. Dies lebt von großvolumigen 3,7 Litern Hubraum, und fördert bei 7.000 Schlägen pro Minute seine maximale Leistung von 241 kW (328 PS). Das Drehmomentmaximum liegt bei 363 Nm und steht ebenfalls erst bei einer höheren Drehzahl von 5.200 U/min zur Verfügung. Somit will das 6-Zylinder Triebwerk also fröhlich bei Laune gehalten werden, wenn es der Pilot am Steuer flott voran gehen lassen will.
Trotz der gut 1,6 Tonnen Leermasse schiebt sich der 370Z Roadster in sportlichen 5,8 Sekunden auf das Landstraßentempo von 100 Stundenkilometern und rennt auf der freien Autobahn wilde 250 km/h.
Doch wie verhält sich dieses Kraftpaket in der Praxis?
Kurzum, er macht das Beste aus seiner „misslichen“ Lage. Gegen das höhere Leergewicht stemmt sich der Dank variabler Ventilsteuerung äußerst drehwi
Viel schlimmer als die zurückhaltende Stimme ist das 7-Gang Getriebe. Im ruhigen Alltagsbetrieb
Das ein 300PS-Roadster normalerweise gerne den ein oder anderen Schluck mehr Kraftstoff konsumiert als die knausrigen Dieselmotoren ist klar. Doch der Japaner scheint sich hier eher nicht von der zurückhaltenden Gattung seiner Landsleute geprägt zu sein. Wer es ruhig angehen lässt sollte durchaus mit rund 10 l/100km rechnen. Soll es dann auch noch einmal sportlich über die Lande gehen, sind Werte von über 14 l/100km keine Seltenheit.
Also dann doch lieber schnell den kurz übersetzen 7.Gang einlegen und gemütlich mit offenem Verdeck durch das schöne Voralpenland gleiten. Dank der verfügbaren Sitzlüftung und einem Plexiglaswindschott zwischen den Überrollbügeln ist dies auch soweit gut möglich, bis der Straßenbelag schlechter wird.
Dann nämlich zeigt sich das Sportfahrwerk mit den 18 Zoll Leichtmetallrädern von seiner schroffen Seite. Kurze Unebenheiten sorgen schnell für ein hoppliges Fahrgefühl und könnten bei sensiblen Mägen zu Unbehagen führen. Mit zunehmender Geschwindigkeit hingegen scheint das Fahrwerk milder gestimmt zu sein und versucht dann mehr Feingefühl zu beweisen. Schnell erkennt dies also der Fahrer, greift beherzter ins dünne Lenkrad und biegt von der eintönigen Autobahn auf die abwechslungsreiche Landstraße ab. Am Ortsausgang schnell 3 Gänge runterschalten, den V6 voll ausdrehen und schon kommt ein Lächeln im Gesicht des Fahrers an. Die erste Biegung wird sehr spät angebremst dank bissig zupackender Stopper. Die direkte Lenkung gibt den rechten Kurs vor, dem der Nissan 370Z willig und mit japanischer Genauigkeit folgt. Doch wehe der junge Pilot ist zu forsch am Gaspedal, dann lehrt ihn die Hinterachse das Spiel des Drift. Zwar gut kontrollierbar, aber dennoch sehr frühzeitig beginnt das Heck zu tänzelt. Das hellwache ESP greift frühzeitig ein und hält selbst unerfahrene Piloten sicher auf dem rechten Weg.
Hat sich der Fahrer aber einmal mit seinem Gefährt inniger beschäftigt ist auf einmal wieder das Gefühl des 350Z allgegenwärtig!
Ist das ESP dann erst einmal deaktiviert, beginnt der Nissan 370Z Roadster doch tatsächlich richtigen Fahrspaß zu bieten, der süchtig macht. Nun ist das Grinsen fest im Gesicht festgetackert und die viele der Probleme sind vergessen.
Ja, so muss ein spaßiges Freizeitgefährt sein. Doch bei all dem Spaß ist dann die Rückkehr in den Alltag unumgänglich und somit auch die nervigen Umstände, mit denen sich der Nissan 370Z Roadster herumschlagen muss. Wer sich dennoch für diesen Driftspaßkünstler entscheidet, dem sei das Coupé in Verbindung mit der 6-Gang Handschaltbox wärmstens empfohlen (den gibt’s zudem noch als heiße NISMO Version).
Technische Daten:
Hier könnt ihr wieder mitfahren im Nissan 370Z Roadster:
Hier noch ein Video zum öffnen und schließen des Verdecks:
[…] Der Nissan 370Z Roadster im Test, gefunden bei ubi-testet.de (0.6 Buzz-Faktor) […]