Viele Franzosen pflegen einen extravaganten Lebensstil, der von besonderem Individualismus geprägt ist. Deshalb müssen insbesondere französische Automobile diesem Anspruch gerecht werden, wie beispielsweise die Modelle der Firma DS Automobiles.
DS Automobiles stellt eine besonders exklusive, kreative und eigenständige Sparte des Mutterkonzerns Citroën dar, wie beispielsweise Lexus bei Toyota.
Das DS 3 Cabrio ist ein gutes Beispiel, wie DS Automobiles diese Attribute umgesetzt hat. Die aktuelle Modellpflege des DS 3 war für uns der Anlass, dieses Modell genauer unter die Lupe zu nehmen.
Optisch kommt das DS 3 Cabrio bullig daher, kräftig ausgestellte Radhäuser sorgen für einen breiten Auftritt. Die Front gibt im Rückspiegel auf der Autobahn vor, dass hier ein größeres Fahrzeug daherkommt, und der Vorausfahrende macht bereitwillig Platz. Um so größer muss beim Überholten nachher die Verwunderung sein, dass da gerade ein Kleinwagen vorbeigefahren ist.
Es ist zwar nüchtern gesehen ein Kleinwagen, wie man ihn sonst auch von der Mutter Citroën bekommen könnte, hebt sich aber deutlich von seinen Geschwistern ab. Er ist das freche und kecke Kind, dass die anderen gerne in die Tasche steckt und ihnen auf der Nase herumtanzt.
Genug der philosophischen Gedanken, kommen wir zu den Fakten:
Das modellgepflegte DS 3 Cabrio besitzt in der von uns getesteten Ausstattungsvariante PureTech 110 SportChic eine sehr umfangreiche und moderne Ausstattung.
Beginnen wir beim Antrieb. Unter der Haube arbeitet ein 3-Zylinder-Motor mit 110 PS und 205 Nm Drehmoment. Das reicht aus, um den Kleinen flott zu beschleunigen. Im Testwagen war die optional erhältliche 6-Gang-Automatik verbaut. Die Zusammenarbeit zwischen Motor und Getriebe ist zwar sehr harmonisch, wirkt aber hin und wieder nicht ganz perfekt.
Während die Schaltvorgänge im Fahrbetrieb weich und mit nur geringer Zugkraftunterbrechung gewechselt werden, sieht es beim Anfahrverhalten im Stop & Go Betrieb etwas anders aus. So kommt es bei häufigem Anfahren und Abbremsen hin und wieder zu unschönen Schaltrucken, die sich besonders beim Schaltvorgang 1 auf 2 zeigen. Die zusätzlich entstehenden Vibrationen durch den starken Drang zum Kriechen führen ebenfalls zu einer unschönen Verwirrung bei den Insassen.
Ist der Wagen aber einmal in Schwung, zeigt der Motor schnell, dass er der richtige Spielkamerad für den DS 3 ist. Mit toller Drehfreude und kräftigem Antritt ab 2.000 U/min schiebt er das Cabrio munter voran. Dabei klingt der 3-Zylinder angenehm kernig mit dem typischen Schnarren dieses Motorkonzepts. Erst knapp vor dem Drehzahllimit bricht die Drehmomentkurve stark ein und fordert die nächste Fahrstufe. Ist diese eingelegt, geht es mit kurzer Verzögerung weiter, sobald der Ladedruck des Turbos wieder aufgebaut ist.
Überraschend ist hingegen, dass sich der Verbrauch trotz flotter Fahrweise und einer klassischen Wandlerautomatik in einem erträglichen Rahmen bewegt. Wer nicht ständig den Motor ausdreht und lieber auf der Drehmomentwelle des Turboantriebs schwimmt, kommt mit 6 – 6,5 l/100km aus. Dies ist zwar keine Erleuchtung in Sachen Effizienz, aber durchaus respektabel.
Die Erleuchtung bekommt der Fahrer dafür aber bei den neuen Scheinwerfern des DS 3. Diese sind nicht nur designtechnisch ein absolutes Highlight, sondern auch in ihrer Arbeitsweise. So sind Scheinwerfer und Tagfahrleuchten eine Kombination aus Xenon- und LED-Technik. Während beim Tagfahrlicht nur die LEDs seitlich am Stoßfänger leuchten, sind beim Fahrlicht die Xenonbirnen in Verbindung mit jeweils drei LEDs pro Seite im Einsatz. Wird das Fernlicht betätigt, klappen die Linsen der Xenonbirnen nach oben (Bi-Xenon), zusätzlich werden die LEDs heller.
Das Resultat ist ein überaus heller und flächiger Lichtkegel, der eine tolle Reichweite und Helligkeit bildet. Besonders im Marktumfeld sucht dieser Scheinwerfer seinesgleichen und lässt auch so manche Oberklasselimousine im Dunkeln stehen!
Auch die vorderen Blinkleuchten sind in LED-Technik als Leuchtband ausgeführt. Ein besonderes Highlight ist, dass diese Leuchtbänder in Fahrrichtung aufleuchten. Bisher war diese Technik nur in deutlich höher positionierten Fahrzeugen zu finden.
Die Rückleuchten besitzen ebenfalls die LED-Technik und fügen sich sehr harmonisch in das Gesamtbild ein. Warum DS hier jedoch für Bremslicht und Blinker keine LED-Technik einsetzt, ist hingegen ein Mysterium, das wohl unter den Punkt Individualität fällt.
Fährst du noch, oder hoppelst du schon?
Das Fahrwerk im DS 3 Cabrio ist zu unserer Verwunderung sehr straff ausgelegt. Wer französische Fahrzeuge sonst kennt, der vermutet hier ein eher sänftenartiges Ansprechen und ein eher indirektes Fahrverhalten. Doch der DS 3 schlägt hier Wort wörtlich eine härtere Gangart an. Gefühlt recht steifbeinig geht es über Unebenheiten oder gar Kopfsteinpflaster hinweg und schüttelt dabei gerne die Insassen kräftig durch. Was im Alltag nervt, begeistert dafür allerdings bei einer zügigen Überland oder Autobahnfahrt. Hier bleibt der DS 3 angenehm spurstabil und bietet ein gutes Feedback beim durcheilen von Kurven. Der DS 3 versteht sich somit eher als sportlicher Wegbegleiter denn als komfortabler Alltagsheld. Er mag es quick and dirty und ist kein Softy-Typ.
Da DS Automobiles dem offenen DS 3 jedoch keine zusätzlichen Versärkungen der Karosserie mit auf den Weg gegeben hat (Vorteil geringes Gewicht), kommt es durch die straffe Abstimmung allerdings auch zu unschönen Verwindungen der Karosse. Hier wären doch die ein oder anderen Verstrebungen angebracht gewesen.
Schön ist dafür aber der Innenraum des Testwagens. Die verwendeten Materialien sind schön anzusehen und anzufassen, was in einem Kleinwagen nicht selbstverständlich ist. So sind beispielsweise das Oberteil des Armaturenbretts sowie Teile der Türverkleidungen mit einer besonderen Struktur versehen, die sehr hochwertig aussieht und sich auch so anfühlt. Auch die schönen lederbezogenen Sitze sorgen noch einmal für einen besonders edlen Eindruck und lassen schnell vergessen, dass es sich hier um einen Kleinwagen handelt. Das die manuellen Sportsitze nicht nur schön aussehen, zeigt sich bereits beim ersten Probesitzen. Sie bieten einen hervorragenden Seitenhalt und schmiegen sich um die Passagiere, egal welche Statur der Fahrer auch hat. Lediglich eine Lendenwirbelstütze wäre wünschenswert, auf langen Strecken würde das den Komfort zusätzlich verbessern.
Der zentrale Monitor fügt sich harmonisch in das Armaturenbrett ein, ist aber leider bei Sonneneinstrahlung oft schlecht abzulesen. Neben einer eigenwilligen Bedienlogik mit Hilfe von Touch oder einzelnen Schaltern, glänzt das System jedoch mit toller Smartphone-Integration. So ist sowohl Apple CarPlay, als auch MirrorLink für Android Geräte integriert.
Das Lenkrad ist ebenfalls mit Leder bezogen und unten abgeflacht, was zum sportlichen Charakter des Fahrzeugs passt. Tasten gibt es auf dem Lenkrad keine, die Bedienung für das Mutlimediasystem und den Tempomaten ist mit Lenkstockhebeln gelöst.
Wie ist es mit dem Cabrio-Feeling?
Bei unserem DS 3 handelt es ja laut Verkaufsprospekt um ein Cabrio. Somit muss also auch das Dach geöffnet werden können. Im Vergleich zu einem klassischen Cabrio ist das DS 3 Cabrio hingegen mehr ein Zwitter aus Cabrio und einem Kleinwagen mit größerem Schiebedach.
Mit Hilfe des Verdeckschalters am Dachhimmel lässt sich das Stoff-Faltverdeck in folgenden Stellungen öffnen:
- Bis zur B-Säule
- Bis zur C-Säule
- Bis zum Kofferraumdeckel
Das einmalige Betätigen des Schalters öffnet das Dach bis zur C-Säule, ein nochmaliges Betätigen lässt das Verdeck nach unten wegklappen, die Heckscheibe faltet sich in den Innenraum ab und auf ihr ruht dann das gesamte Faltdach.
Bei Schliessen verhält es sich ein wenig anders. Zuerst schliesst das Dach bis zur C-Säule, dann bis zur B-Säule, und zum kompletten Schließen muss der Schalter gedrückt gehalten werden.
Ein richtiges “Open Air Feeling” stellt sich aber in keiner der 3 Stellungen so recht ein. Selbst auf der Autobahn bei hohem Tempo weht nur ein laues Lüftchen am Scheitel der vorderen Passagiere. Wer hier um seine Frisur besorgt ist, aber viel Sonne und Sauerstoff im Innenraum schätzt, der wird am DS3 Cabrio seine wahre Freude haben. Die Hardcore Cabriofans hingegen muss ich bereits jetzt enttäuschen, sie werden leider nicht so recht glücklich mit dem Frischluftgefühl während der Fahrt.
Ist das DS 3 Cabrio familientauglich – ein kurzer Versuch zeigt es.
Kleinwagen sind natürlich nicht das bevorzugte Fahrzeug für jemanden mit Kleinkind, aber warum sollten wir diesen Fall nicht einmal darstellen?
Zum Familientest sind wir zu zweit mit einem Baby samt MaxiCosi und Buggy auf Tour gegangen. Obwohl der Buggy komplett zusammengeklappt wurde konnten wir ihn nicht in den Kofferraum hineinbekommen. Das lag aber nicht am zu geringen Ladevolumen, sondern schlichtweg an der zu kleinen Ladeluke des Kofferraumes. Also mussten wir den Buggy hinter den Rücksitzen verstauen. Damit der Buggy hinter den Sitzen verstaut werden konnte und auch der MaxiCosi auf dem Rücksitz Platz hatte durften die Sitze nicht in die hinterste Position gefahren werden. Fahrer bis 1,75 Meter Körpergröße haben dann vorne noch Platz, wer größer ist muss sich zusammenfalten. Natürlich ist dieser Extrem-Test nicht ganz fair für den kleinen und schicken Franzosen, deshalb wird die Familientauglichkeit auch nicht in unser Gesamturteil mit ein fließen.
Was hat im Testalltag gestört?
Wer sich gerne unterwegs ein Kalt- oder Heißgetränk holt und dieses während der Fahrt zu sich nimmt, wird einen Getränkehalter vermissen. Die einzige Möglichkeit ist eine runde und schlecht zugängliche Albstellfläche an der Stelle, wo besser eine Mittelarmlehne verbaut wäre. Doof nur, an dieser Stelle kann das Getränk nicht sicher abgestellt werden und würde bei der ersten Kurve umfallen.
Der Licht-Sensor scheint von der permanenter Nerovsität geplagt zu sein. So kommt es immer wieder zum hektischen Ein- und Ausschalten des Abblendlichtes, auch wenn es nur für 1-2s einmal dunkler wird (Durchfahrt Unterführung). Zudem leidet darunter auch die Ablesbarkeit des Multimediaschirms, der nämlich mit einschalten des Lichts auf Nachtmodus wechselt und dann bei helleren Lichtverhältnissen kaum noch ablesbar ist.
Auch eine Sache, die sich uns nicht erschlossen hat, ist die Fußraumbeleuchtung bei Dunkelheit während der Fahrt. Da diese auch an den hyperaktiven Lichtsensor gekoppelt ist, kommt man sich manchmal vor wie in einer Disco. Licht an – Licht aus – Licht an – Licht aus…
Das Fazit
Insgesamt gesehen ist das DS 3 Cabrio ein Fahrzeug, das in jedem nüchternen Test gnadenlos durchfallen würde. Trotzdem haben wir das Testfahrzeug liebgewonnen und gerne bewegt, eben weil es etwas Besonderes ist. Und wer bei einem Fahrzeug mit dem Beinamen „Cabrio“ viel Platz oder ein besonders durchdachtes Raumkonzept erwartet, ist sowieso auf dem Holzweg.
Ein Fahrzeug, das die Welt nicht braucht, aber trotzdem haben will.
Pro:
- Schicke und moderne Optik
- Tolle Lichttechnik
- Kräftiges Soundsystem
- Apple CarPlay vorhanden
- Bequeme Sitze mit gutem Seitenhalt
- Großes Handschuhfach
- Durchzugsstarker Motor
Contra:
- Hartes und poltriges Fahrwerk
- Kleiner und umständlicher Kofferraumzugang
- Kein Getränkehalter
- Etwas umständliche Bedienung des Multimediasystems
- Cabriogefühl bleibt aus
Hier gehts zur Mitfahrt im DS 3 Cabrio:
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