„Es ist an der Zeit aus dem Schatten des großen Bruders heraus zu treten und sich selbst nicht länger kleiner zu machen als man ist. Ich bin der neue VW Polo.“
Er sprach, kam und will siegen. Erfolgreich ist der VW Polo bereits über fünf Generationen hinweg seit 1975 mit gut 14 Millionen verkauften Fahrzeugen. Doch in der 6. Modellgeneration beginnt der Kleine zum Großen zu werden. Dies beginnt bereits beim ersten Blick auf das Datenblatt. Dieser VW Polo überschreitet erstmals die magische Kleinwagenlänge von 4 Metern. Genau 4,05 m sind es nun dank der neuen Plattform aus dem MQB (Modularer Querbaukasten) Regal. Doch viel wichtiger als der Zugewinn an Außenlänge ist natürlich der um knapp 10 cm verlängerte Radstand gegenüber dem Vorgänger, wodurch sich deutlich großzügigere Platzverhältnisse ergeben.
In Berlin erfolgte die erste kurze Sitzprobe bei der Vorstellung des neuen VW Polo und was soll ich sagen?!
Der kneift eigentlich nirgends mehr. Selbst im Fond konnten es zwei Erwachsene Personen nebeneinander aushalten und dank nun serienmäßiger 4-Türen ist der Zustieg in den Fond kein Problem. Auf den vorderen Sitzen residiert es sich bequem hinter dem neuen Multifunktionslenkrad und die Aussicht auf die neuen Dashpads sorgen für einen frischen Farbtupfer. Leider hat es Volkswagen verpasst seinem neuen Kleinwagen mit mehr knalligen Lackierungen auszustatten. Zwar gibt es ein schönes Energetic Orange und das vom VW Golf Update bekannte Honey Yellow, aber dann war es das auch schon mit auffälligen Lackierungen.
Viel wichtiger hingegen als eine besondere Lackierung ist doch das neue Design des neuen VW Polo. Hier setzen die Design-Leute bekanntlich in Wolfsburg auf Evolution statt Revolution. So ist der Neuling sofort als Polo erkennbar, da er die sehr kurzen Überhänge ebenso trägt wie das typische kleine Dreiecksfenster im Heckbereich. Sehr auffällig ist jedoch, dass extrem viele Sicken ins Blechkleid ihren Weg gefunden haben. Die schönste Linie bietet sich dem Auge mit der sogenannten Tornadolinie die sich von den Vordertüren beginnend einmal komplett um das Fahrzeug zieht.
Zudem kommt der neue VW Polo selbstverständlich wieder in verschiedenen Ausstattungslinien daher. Die Trendline bereitet traditionell den Einstieg in die Polo Welt und ist nur mit den Grundelementen ausgerüstet. Darüber rangiert die Comfort- und Highline. Letztere bietet eine üppige Ausstattung mit u.a LED-Scheinwerfern. Für Fans des besonderen Sound-Geschmacks gibt es nun die neue Ausstattungslinie Beats, die mit einem 300 Watt Soundsystem ausgestattet ist und sich durch eigene Stoffbezüge und Dekore abhebt. Sportliche Naturen werden gleich zum R-Line greifen, der mit schwarzen Designelementen in Frontschütze und Seitenschwellern die Karosserie optisch tiefer auf den Asphalt zieht.
Ich selbst bin stets der typische Golf-Käufer gewesen, der den Polo nur dann ins Auge gefasst hat, wenn es darum ging ihn als sportliche GTI-Version zu fahren. Ansonsten hatte ich immer das Problem, dass mir der Kleine einfach zu „billig“ wirkte im Innenraum.
Genau dies hat man in Wolfsburg wohl ebenso gesehen und dem Neuen mehr Detailliebe zukommen lassen. So fühlen sich alle Materialien durchweg gut und haptisch ansprechend an. Der große Bruder Golf kann dies kaum noch besser.
Klar, wer jetzt denkt zum Einstiegspreis von 12.950 Euro bereits die wertigste Ausführung zu bekommen täuscht. Nein, es braucht natürlich weiterhin ein prall gefülltes Portmonee wenn man sich seinen Polo richtig chic ausstaffieren möchte und nicht mit der biederen Trendline leben möchte. Hat mich sich dann doch einmal dazu durchgerungen etwas Geld locker zu machen, besteht auch kein Unterschied mehr zum großen Bruder Golf.
Besonders was die Technik angeht, holt der neue Polo zum Paukenschlag im Kleinwagensegment aus. Digitalisierung ist hier das Stichwort. Diese wird besonders mit dem komplett neuen und erstmals in dieser Fahrzeugklasse erhältlichen Active Info Display am deutlichsten. Es ist bereits eine Stufe weiter im Entwicklungsstand, als das System in Golf und Passat. Nicht nur der Monitor bietet eine noch bessere Auflösung, sondern auch die komplett individualsierbare Anzeige ist neu. So kann sich der Fahrer über den Mediamonitor 3 persönliche Ansichten ebenso abspeichern wie eine Classic-Funktion, die die analogen Rundinstrumente in digitaler Form abbildet. Die Navigationskarte wird dabei ebenfalls komplett oder in einem kleinen Ausschnitt eingebettet werden.
Bei den Mediasystemen kommen nun auch im Polo die hinter Glas gehaltenen Displays in 6,5 – 8 Zoll Größe zum Einsatz, die zudem mit Online Diensten ausgerüstet werden können. Durch die stärkere Vernetzung sollen vorwiegend junge Käufern noch mehr Nutzen haben. So führt Volkswagen mit „We by Volkswagen“ im Polo einen komplett neuen Dienst ein, der den Alltag vereinfachen soll. Mit „WePark“ etwa kann der Kunde nun in Großstädten in ausgewählten Parkhäusern einfach per App im Fahrzeug und auf dem Smartphone seine Parkgebühren bezahlen, ohne ein Parkticket ziehen oder gar am Parkautomaten bezahlen zu müssen. All dies wird mit Hilfe der am Smartphone installierten App erledigt. Die Zufahrtberechtigung wird über einen an der Windschutzscheibe angebrachten RFID-Code gewährleistet.
Dank der digitalen Vernetzung ist der neue VW Polo aktuell der smarteste Kleinwagen am Markt. Doch auch der Bereich Sicherheit und Assistenzsysteme findet im kleinen Wolfsburger eine besondere Bedeutung. Die wichtigste Neuerung bringt der neue Polo serienmäßig mit. Mit Front Assist verfügt der Neuling über eine automatische Notbremsfunktion die auch Fußgänger erkennt. Darüber hinaus sind auch im Kleinwagen die aus dem Golf bekannten Assistenzsysteme zur automatischen Abstandsregelung, der Überwachung des Totenwinkels oder auch der Einparkassistent erhältlich. Dieser wurde jedoch noch um eine Zusatzfunktion mit dem Namen „Rangierbremsfunktion“ erweitert. Diese überwacht den Heckbereich und bremst bei Erreichen des Mindestabstands automatisch das Fahrzeug ab ehe eine Berührung mit dem Hindernis entsteht.
Im Antriebskapitel zeigt sich Volkswagen zurückhaltend was die angebotenen Dieselantriebe angeht, so werden davon lediglich zwei 1.6 TDI mit 80 bzw. 95 PS im angeboten. Bei den sechs (!) Benzinaggregaten reicht die Leistungsspanne von 65 bis 200 PS im neuen VW Polo GTI. Komplett neu ist zudem eine Erdgasvariante mit 3-Zylinder Turbomotor und ordentlichen 90 Pferdchen.
Freunde der flotten Gangart wird besonders der neue GTI im Polo interessieren. Hier haben die Wolfsburger den trinkfreudigen und betagten 1,8er nun endlich entfernt und ihm die bekannt gute 2,0 Liter TSI Maschine verpflanzt. Mit dieser sprintet der Kleine Kraftmeier in lediglich 6,7 s aus dem Stand auf Tempo 100.
Nach wenigen Stunden in Berlin mit dem neuen VW Polo bleibt eins schon jetzt festzuhalten ohne auch nur einen Meter gefahren zu sein:
Mit dem neuen Active Info Display, einer sehr guten Materialauswahl, dem klassischen Design und einem guten Antriebsmix begeistert der kleine Wolfsburger nachhaltig. In seiner 6. Generation hat der VW Polo das Zeug dazu nicht nur abgewanderte Volkswagen-Jünger wieder zurück zu gewinnen, sondern vielleicht sogar seinem großen Bruder Kunden streitig zu machen.
Hier der erste Rundgang um den neuen VW Polo Beats