BMW überarbeitet die beiden Familien- und Freizeitfahrzeuge der 2er Baureihe. Mit über 380.000 verkauften Fahrzeugen zählen die Modelle BMW 2er Active Tourer und BMW 2er Gran Tourer zu den erfolgreichsten Modellen der Marke seit 2014. Doch nach 3,5 Jahren Bauzeit sind beide Modelle reif für eine Überarbeitung, dem bei BMW sogenannten LCI (Life Circle Impuls).
Optisch sind die neuen Modelle besonders an der deutlich überarbeiteten Frontpartie zu erkennen. So strahlen die neuen (optionalen) adaptiven LED-Scheinwerfer in Hexagonbauform und schärfen so den Auftritt nachhaltig bereits ohne den Einsatz des starken Leuchtmittels. Die BMW typischen Nieren wurden rundlicher und größer ausgeformt und verzichten auf den breiten Chrombalken wie beim Vorgänger. Zudem wurden die Lufteinlässe in der Frontschürze nun durchgängig ausgeführt, was den gesamten Wagen optisch breiter auf der Straße stehen lässt. Die optionalen LED-Nebelscheinwerfer sind nun auch länglich und nicht mehr rundlich ausgeformt. Am Heck sind nun alle 4-Zylindermodelle mit zwei separaten Auspuffendrohren erkennbar. Die 3-Zylinder bleiben beim bekannten Single-Endrohr.
Neben optischen Karosserieveränderungen gehören selbstverständlich neue Lackierungen (2 an der Zahl => Sunset Orange & Jucaro Beige) und frische Leichtmetallräder (6 Stk komplett neu) zum guten Ton einer Modellpflege. Die Ausstattungslinien bleiben mit Advantage, Sport, Luxury und M Sport unangetastet was die Auswahl an möglichen Kombinationen weiterhin etwas verwirrt.
Im Innenraum haben die Entwickler offensichtlich kaum Handlungsbedarf gesehen und viel mehr den technischen Stand im Hinblick auf digitale Vernetzung modifiziert. So können Kunden nun alle aktuellen Connected Drive Services wie WLAN, Emergency Call, induktives Smartphone laden oder Apple CarPlay in den überarbeiten BMW 2er Active Tourer und 2er Gran Tourer nutzen.
Neue Sitze mit verbesserter Sitzauflage sollen die vielfach bemängelten Seriensitze aufwerten und erträglicher für Langstreckenfahrer machen.
Leider hat BMW es verpasst den Fokus deutlicher auf Familientauglichkeit zu setzen, was insbesondere beim optional als 7-Sitzer erhältlichen BMW 2er Gran Tourer schade ist. So verzichtet man weiterhin etwa auf Sonnenschutzrollos, USB- oder gar 230V Steckdose im Fond oder Kofferraum. Wer also viel Platz mit mehr als einem Kind braucht, ist somit weiter bei BMW an der falschen Adresse.
An der richtigen Adresse ist man dafür jedoch, wenn es darum geht besonders dynamische Antriebe zu bekommen. Während beim großen BMW 2er Gran Tourer das Leistungsspektrum lediglich von 109 PS bis 190 PS reicht, kann der BMW 2er Active Tourer mit einer Leistungsspanne von 109 bis 231 PS aufwarten. Hier sehen Konkurrenten wie der VW Golf Sportsvan durchaus nur die Rücklichter.
Ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal für den BMW 2er Active Tourer ist die Möglichkeit nicht nur aus Benzin- oder Dieseltriebwerken zu wählen, sondern auch einen modernen Plug-In Hybridantrieb ordern zu können. Der BMW 225xe i-Performance verfügt über den 1,5l 3-Zylinder Motor mit 136 PS, der durch einen 88 PS starken E-Motor am Heck eine Systemleistung von 225 PS ermöglicht. Mit einer maximalen E-Reichweite von 45km dürften mit dem BMW 225xe zudem kürzere Fahrten im Ort problemlos rein elektrisch bewältigt werden können.
Im Zuge der gesamten Umweltdiskussion hat BMW auch alle Antrieb weiter optimiert hinsichtlich Effizienz und Umweltfreundlichkeit, was besonders bei den Dieseltriebwerken spürbar ist. So verfügen nun alle Modelle (auch die Benziner) über Rußpartikelfilter und die Dieselaggregate zusätzliche über eine Abgasnachbehandlung mit AdBlue. Bei den Turbodieseltriebwerken setzt BMW zudem ab sofort bei allen 4-Zylinder Motoren auf zwei Turbolader, welche hintereinandergeschaltet sind und so eine bessere Leistungsabgabe ermöglichen sollen.
Ein komplett neues 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe kommt in den BMW 2er Modellen erstmalig optional zum Einsatz. Einzige Ausnahme sind die leistungsstärksten Modelle (220d, 225i), da hier weiterhin die 8-Gang Automatik aus dem Hause Aisin ab Werk arbeitet. Wer dennoch lieber selbst schalten möchte, kann bei den meisten Motoren auf die serienmäßige 6-Gang Handschaltung zugreifen.
Ein weiterer Manko, gerade für Langstreckenfahrer ist zudem, dass BMW auch in den LCI Modellen der BMW 2er Baureihe weiter auf ein Radar gestütztes Abstandsregelsystem verzichtet. So bietet zwar die neueste Version des kamerabasierten Abstandsregeltempomaten die Möglichkeit des Stopp&Go Einsatzes, die maximal Geschwindigkeit bleibt aber bei 140 km/h.
Dafür bietet der Spurhalteassistent nun einen aktiven Eingriff in die Lenkung und kann bei Bedarf den Wagen korrekt und selbstständig in der Spur halten.
Fazit:
Ernüchterung macht sich breit.
BMW überarbeitet die Modelle 2er Active Tourer und 2er Gran Tourer zwar optisch soweit ordentlich, verpasst aber in entscheidenden Bereichen (Familie & Langstrecke) Schwächen auszubessern. Ob zudem ein Doppelkupplungsgetriebe die sehr gut arbeitende Aisin-Automatik sinnvoll ersetzen kann, muss sich bei einer ersten Alltagsausfahrt klären. Für mich persönlich jedenfalls ist dieses LCI eher eine Verbesserung zum Modelljahr, aber keine Auffrischung für eine zweite Produktionszeit.
