Es begann mit einer Einladung des Herstellers Opel zu einer Fahrzeugvorstellung der etwas anderen Art. Der neue Corsa OPC sollte in einem exklusiven Event für ausgewählte Blogger erfahren werden.
Aufgebaut war dieses Event als ein etwas anderes Fahrertraining. Instruktoren an diesem Tag waren zwei absolute Vollprofis im Bereich des Motorsports.
Neben Sachsa Bert, war der OPC-Vater Volker Strycek der zweite Instruktor an diesem Tag.
Die üblichen Fahrsicherheitsübungen wie etwa Gefahrenbremsungen oder Ausweichmanöver wurden von diesen beiden hier in eine sportliche, Mann gegen Mann oder besser Blogger gegen Blogger, Challenge verpackt.
Also ging es erst einmal nach Frankfurt, wo ich in Empfang genommen und zur heiligen Teststrecke von Opel chauffiert wurde.
Ja, ihr habt richtig gelesen, es ging auf die hausinterne Teststrecke. Ich selbst war aufgeregt und vor allem gespannt, was hier wohl zu Gesicht bekommen würde. Es ist stets etwas besonders für einen Kfz-Jünger wie mich, sich auf einer hermetisch abgeriegelten Teststrecke bewegen zu dürfen, die nur von Testfahrern des eigenen Herstellers betreten werden darf. Überall hohe Zäune mit Sichtschutz, mitten im dichten Wald und überwacht von Kameras. Auf dem Gelände Fahrzeuge, die der Öffentlichkeit bzw. öffentlichen Blicken geschützt sein sollen und genau mittendrinnen mehrere Auto-Blogger. Da fließt das Benzin in den Venen noch einmal schneller durch den Körper und eine gewisse Neugier ist geweckt.
Welche neuen Autos werden hier wohl gerade getestet? Welche Erlkönige werde ich sehen?
Alle diese Fragen gingen mir durch den Kopf als wir am Zufahrtstor des Opel-Testgeländes in Dudenhofen ankamen.
Kurzer, prüfender Blick des Werksschutz-Mitarbeiters und ein paar Minuten später wurden wir schon von einem Guide abgeholt und zu unserem “Camp” eskortiert. Vorbei an geparkten Testfahrzeugen, leicht oder stark angeklebte Erlkönige waren auch aus den Augenwinkeln zu erspähen. Doch es herrschte am frühen Vormittag noch verhaltenes Treiben.
Auf einer freien Flächen, mitten im nirgendwo und umgeben von hochgewachsenen Tannen, kamen wir nach wenigen Minuten Fahrt an unserer Tages-Herberge an. Vor dem Zelt standen bereits kunterbunte Corsa OPC bereit und warteten darauf der ungeduldigen Meute von Testern zu zeigen, dass Performance im Kleinwagen keine leere Werbefloskel, sondern beim Corsa OPC Programm ist.
Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee, gab es eine kurze Einweisung in die Technik und Besonderheiten des kleinen Frischlings.
Der neue Opel Corsa OPC
Opel hat das kleinste OPC (Opel Performance Center) Modell nun ebenfalls überarbeitet und hat ein komplett neues Chassis aufgesetzt. Es wurde bei 0 angefangen und jede einzelne Komponenten noch einmal durchdacht, ob sie gut genug für das neue Modell ist, oder ob ein neues Teil her musste.
Der Motor ist der neue 1,6l Vierzylinder mit Turbolader, der eine Spitzenleistung von 152 kW (207 PS) ermöglicht und dank Overboost-Funktion kurzzeitig maximal 280 Nm Drehmoment bereitstellen kann.
Gekuppelt wird im Corsa OPC ausschließlich manuell durch den Fahrer und geschaltet werden darf maximal 6 mal.
Im Innenraum kommen jetzt serienmäßig die hervorragenden RECARO Sportsitze zum Einsatz, die optional mit Leder bezogen werden können. Das neue Sportlenkrad ist mit perforiertem Leder in den 3Uhr-9Uhr-Stellung noch griffiger und am unteren Ende abgeflacht.
Wer das optionale OPC Performance Paket für 2.990€ ordert, bekommt neben den schönen, schwarzen 18 Zoll Leichtmetallrädern samt Michelin Sport Bereifung, noch ein mechanisches Lammellen-Sperrdifferenzial, damit die Leistung nicht in Schall und Rauch verpufft. Dieses schafft eine Sperrwirkung von bis zu 90% und ermöglicht damit eine optimale Traktion selbst bei widrigen Witterungsbedingungen.
Damit der Wagen auch aus der Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h jederzeit optimal verzögert, sorgt beim Performance Paket eine 4-Kolben Festsattel Bremsanlage vom Spezialisten Brembo für eine optimale Verzögerung.
Neu ist darüber hinaus das Fahrwerk des Rüsselsheimer. Hier hat man den Spezialisten Bilstein aus dem Spiel genommen und dafür die Herren von Koni mit einbezogen. Mit diesen wurde ein komplett neues Dämpfersystem entwickelt, welches mittel Hilfe der unterschiedlichen Frequenzbereiche arbeitet und sich so auf die unterschieden Fahrzustände mechanisch einstellt. Ein elektronisch geregeltes Dämpfersystem gibt es im Corsa OPC nicht.
So lauteten also die grundlegenden Daten zum neuen Corsa OPC nach dem Briefing durch Volker Strycek (Leiter Entwicklung OPC und alter Rennwagenhase).
Nun war im Camp also die Lust zusätzlich mit einer hohen Erwartungshaltung angespitzt worden und alle brachen auf, um dem kleinen Corsa OPC die Sporen zu geben.
Schnell fanden sich die Teams in ihren Wagen wieder und erhielten von ihrem jeweiligen Instruktor die Anweisung was zu tun sei. Unser Instruktor war der erfahrene Rennfahrer Sascha Bert .
Die erste Prüfung für das Team Ubi-Testet & Let’s Drive bestand in einer Slalomstrecke die auf Zeit gefahren wurde.
Erste Einfahrrunden brachten schnell zu Tage, wie handlich sich unser Corsa OPC bewegt. Selbst um die Mittellage spricht die Lenkung sehr direkt und gefühlvoll an, vermittelt dabei einen tollen Kontakt zu Straße. Somit konnten die Hütchen sicher und schnell umrundet werden. Selbst mit einer Geschwindigkeit von über 60km/h war das Wedeln kein Problem und Lastwechsel kannte der Zwerg nicht. Wer jedoch im Wendehammer zu schnell war, lernte schnell das Thema Untersteuern kennen, welches aber mit einem leichten öffnen der Lenkung und stärkeren beschleunigen abgehakt war.
In rund 23s war der Parcours absolviert und die erste Wertungsrunde hinter das Team und den Corsa OPC gebracht.
Die Knie zitterten noch ein wenig von der Aufregung und das Grinsen stieg immer mehr ins Gesicht der beiden Insassen auf den Recaro Sportsitzen. Die Vorzüge dieser Bestuhlung liegen klar auf perfektem Seitenhalt. Selbst breite Staturen, wie sie der Autor dieser Zeilen besitzt, oder aber großgewachsene Menschen fühlen sich bestens aufgehoben in ihnen.
Kurzes sammeln und schon ging es zur zweiten Wertungsprüfung für den Corsa OPC – Der Bremsentest.
Hier sollte unser Giftzweg aus 80km/h mit einer Vollbremsung auf 0 km/h verzögert werden. Eigentlich ganz leicht denkt ihr?!
Stimmt, wenn da nicht noch der Zusatz gewesen wäre, dass man das Fahrzeug an einem vorgegebenen Punkt mit einer einzigen Bremsung zum Stillstand kommen lassen sollte.
So war neben der kräftig zupackenden Brembo-Anlage auch der Kopf des Fahrers gefordert.
Rein in die gute Stube und 3, 2, 1 Gib ihm! Mit leichtem Schlupf beschleunigt der OPC aus dem Stand in glaubhaften 6,8 s auf Tempo 100 km/h. Dabei gibt es fast keine Antriebseinflüsse in der Lenkung und ein Trampeln der Vorderachse ist auch nicht zu spüren. Also schnell den nächsten Gang kurz vor dem roten Bereich gewechselt und die nächste Fahrstufe rastet dank Schaltwegverkürzung schnell und präzise ein. Und weiter schiebt der Turbomotor ohne Verzögerung an.
Die Drehwilligkeit des Motors beginnt gerade zu begeistern und schon haut der rechte Fuß mit einem kräftigen Schlag aufs Bremspedal. Das Pedal ist zwar weich, aber die Verzögerung der 4-Kolbenanlage wirklich enorm. Laut Opel, soll der kleine sogar aus Tempo 100 km/h in rund 33m zum stehen kommen.
Bei uns waren es beim ersten Versuch aus 80 km/h schon sehr kurze Wege und so passierte es, dass der OPC schon 20m vor dem eigentlichen Ziel stand.
Nicht schlecht. Kurzes Schmunzeln beim Instruktor, der mit diesem Ergebnis schon gerechnet hatte, und Verwunderung hinterm Steuer über die sehr gute Bremsperformance sowie ein klein wenig Ärger über die schlechte Einschätzung.
Aber es gab ja noch ein paar weitere Testversuche. Der Fahrer wurde immer wärmer und die Bremsanlage auch, ohne dabei aber ein Fading auf zu zeigen oder gar in ihrer Leistung nach zu lassen.
Nach den Probeläufen stand dann die entscheidende Punktankerung an und der Instruktor überzeugte sich höchst persönlich davon, dass der Blogger auch nicht schummelt, wie die Fachpresse bei ihren Vorberichterstattungen …
Hatten wir die Testläufe nur mit rund 80 km/h gemacht, gab es nun die Anweisung aus Tempo 100 km/h die Gefahrenbremsung durch zu führen. Also wieder 1. Gang rein und sauber bis in den 3. Gang durch beschleunigt. Dann kurzes überlegen und wieder packen die Bremsbeläge zu und bringen den OPC rund 7m vor dem Ziel zur Strecke.
Respekt an den Opel, Rüge an den Fahrer, der die Bremsleistung abermals unterschätzt hat.
Nach dieser knapp verpassten Punktlandung, sollte es auf einen, kleinen knapp 900m langen, Rennstreckenkurs gehen. Hier durfte der OPC alle Komponenten im Zusammenspiel eindrucksvoll dem angefixten Blogger hinterm Lenkrad vorführen. Angeführt von Sascha Bert im Astra OPC ging es flott über den Track, der alle Besonderheiten einer anspruchsvollen Rennstrecke auf dieser kleinen Runde beherrscht. So sind Steigungen, Gefälle, Lastwechselkurven und Doppelkurven ebenso vorhanden wie eine kurze Gerade.
Der Astra GTC geht natürlich kräftig nach vorne, aber der 1,6l Turbo schiebt ebenfalls sauber und linear nach vorne. Gefahren werden konnte konstant im 3. Gang, was einen Geschwindigkeitsbereich von 60 – 120 km/h perfekt abdecken konnte. Untermalt wird der Vorwärtsdrang von einem dumpfen und angenehmen Klang der Remusanlage am Heck. Langsam kam der Fahrer an ungeahnte Grenzen und der Corsa OPC schien immer mehr Spaß zu haben. Einfach hart die Brembos vor der Kurve zusammen stauchen, dann beherzt einlenken und unter Vollgas mit optimalem Grip, dank des Sperrdifferenzials, aus dem Kurvenscheitel herausbeschleunigen. Selbst bei Lastwechselreaktion im Tempobereich über 100 km/h liegt der Kleinwagen sehr ruhig und lässt sich mit der direkten Lenkung spielerisch umsetzen.
Wow, da staunst du nicht schlecht, was die Jungs um Volker Stryczek da aus dem Corsa OPC rausgeholt haben. Mein Grinsen jedenfalls zeigte schnell an, dass hier ein richtiges Spaßgerät auf die Kunden wartet, die selbst gerne auch einmal den Weg auf die Nordschleife mit ihrem Serienfahrzeug suchen.
Für das absolute Highlight an diesem Tage sorgte dann aber nicht der Corsa OPC, sondern eine Fahrt im VLN Astra OPC.
Ja, dieser Langstreckenrennwagen stand auf Semi-Slick Reifen bei strömendem Regen vor mir und immer wieder stellte ich mir die ängstliche Frage:
Wie im Leben soll ich da bitte rein und vor allem wieder raus kommen?!
Es kam dann doch der Moment, an dem ich aufgerufen wurde und mich über den Gitterrohrrahmen in die Rennschalensitze mit 5-Punkt Gurten schlängeln musste. Drinnen angekommen sitzt man extrem tief und ich konnte mit meinen 1,78m praktisch nichts nach vorne erkennen, da der Sitz für den optimalen Schwerpunkt praktisch auf dem Asphalt montiert war. Doch für ein paar Runden sollte es reichen, Sascha unterwies mich und erwähnte noch einmal die Gefährlichkeit dieses Rennwagens bei den aktuellen Witterungsbedingungen.
Also Gang rein und ab geht die Fahrt in dem 1.280kg schweren und 320 PS leistenden VLN Monster. Unter absolut betörendem Klang röhrte der Vierzylinder davon und das Gaspedal wurde wie ein rohes Ei behandelt. Erstaunlich gutmütig lies sich der Wagen trotzdem fahren und nach 2 Runden fühlte man sich pudelwohl. Das Drücken des Recaro-Sitz an den Hüften war hier schon kein Thema mehr, viel mehr stand mir der Schweiß auf der Stirn, da die Anspannung für mich sehr hoch war, obwohl völlig unbegründet.
Dieses Erlebnis krönte Opel mit dieser Fahrt zu einem nie dagewesenen Highlight für mich, wofür ich den Rüsselsheimer einfach extrem dankbar bin.
Auch wenn ich bei der abschließenden Siegerehrung nicht unter die besten Fahrer gekommen bin, war ich für mich selbst ein absoluter Sieger. Zum ersten Mal unter Renntempo ein Fahrzeug auf einem Rundkurs bewegt und dann auch noch einen echten Rennwagen bei schwierigen Witterungsverhältnissen gefahren. Was will man als Petrol-Head mehr als solch einen unvergesslichen Tag mit anderen Kollegen aus der Blogger-Szene zu teilen?!
Ich bin jedenfalls geflashed von diesem Tag, aber auch vom neuen Opel Corsa OPC. Der Kleine hat mich sehr positiv überrascht und konnte mir beweisen, dass hinter dem Kürzel „OPC“ wahre Fachmänner ihr Handwerk verstehen. Ein Kleinwagen der so viel Fahrspaß bereitet darf auch gerne eine Kleinigkeit kosten, und das tut der Corsa OPC auch. Er beginnt bei schlanken 24.950€ und endet mit absoluter Vollausstattung bei ~ 32.500 €. Diese ist er auf jeden Fall wert und kann in der Klasse der kleinen Handtaschen-Raketen uneingeschränkt empfohlen werden.
Ich jedenfalls wollte ihn eigentlich nicht mehr hergeben und dies dachte sich wohl auch der Kollege Jan Geitsmann, der kurzer Hand ein rotes Exemplar für ein paar Testtage entführte.
Und hier gibts den Videobericht – diesmal in einer etwas anderen Art und Weise:
[…] Opel Cosa OPC => 152 kW / 207 PS – max 280 Nm – 230 km/h Spitze – 6,8 s auf 100 km/h – ab 24.950 € Peugeot 208 GTi => 153 kW / 208 PS – max 300 Nm – 230 km/h Spitze – 6,5 s auf 100 km/h – ab 23.900 € […]