Peugeot 308GTi_004

Geschwisterliebe.
Wenn es in einer Familie zwei Brüder gibt, wo jeder für sich eine bestimmte Stellung beansprucht, dann kommt es oft zu Rivalitäten.
So geschehen aktuell auch im Hause Peugeot. Hier duellieren sich die beiden GTi-Brüder 208 und 308. Klar, es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Fahrzeuggrößen, die jedoch auch viele Gemeinsamkeiten teilen.

Während ich den Peugeot 208 GTi bereits ausführlicher vorgestellt habe, darf nun der große Bruder Peugeot 308 GTi ran. Er darf nun zeigen, wo seine Stärken liegen und wo ihn eventuell sein kleiner Bruder übertrumpfen kann.

Peugeot 308GTi_001Optisch kommt der Peugeot 308 GTi bereits durch die optionale Zweifarbenlackierung (1.030€ Aufpreis) in einem auffälligeren Design daher als der der kleine Bruder vor ein paar Wochen (für ihn gibt es aber auch eine solche Kampfmontur). Der Blick ist deutlich aggressiver durch seine tiefer in die Schürze eingezogene Scheinwerfer. Diesen sportlicheren Auftritt unterstreichen sowohl die 19“ Räder als auch die um 10 mm tiefer gelegte Karosserie. Zusammen mit dem breiten ausladenden Heck samt zweier Ofenrohr ähnlicher Auspuffenden lässt der 308 GTi den Platzhirsch raushängen. Sein Bruder 208 GTi wirkt deutlich filigraner und optisch kindlicher.
Auch der Innenraum des großen Bruders wirkt ausgereifter. Er bettet seine Insassen nicht nur in absolut hervorragenden Sportsitzen mit optimalem Seitenhalt, sondern verwöhnt sie sogar mit einer Massagefunktion. Zwar ist dessen Wirkung fast zu vernachlässigen, als Komfort Feature wird sie hingegen gerne genommen.
Das Cockpit wurde noch weiter entrümpelt als schon beim fast kahl wirkenden Innenraums des 208 GTi. So wurde im 308er sogar das Klimabedienteil eingespart und im zentral platzierten Touchscreen integriert. Eine Entscheidung die ich persönlich als falsch erachte, da die Bedienung über das Multimediasystem zusätzliche Schritte benötigt, die unnötig ablenken. Der Bildschirm liegt zwar optimal im Sichtfeld des Fahrers, neigen jedoch zum Blenden bei starkem Lichteinfall, was die Ablesbarkeit merklich einschränkt. Das aufgeräumte i-Cockpit gipfelt im  Kombiinstrument mit gegenläufigen Nadeln für Drehzahl und Geschwindigkeit. Auch hier kommt auf den ersten Metern eine gewisse Verwirrung auf, die sich jedoch schneller als beim fehlenden Klimabedienteil wieder legt.
Insgesamt bleibt ein positiver Eindruck zum Innenraum durch die saubere Verarbeitung zurück. Das kleine Lederlenkrad, eine Besonderheit aus dem Hause Peugeot, begeistert auch im 308 GTi mit seiner tollen Haptik und dem schönen Gefühl, in einem Kart zu sitzen.
Die Platzverhältnisse sind deutlich luftiger als im kleinen Bruder und entsprechen dem klassenüblichen Standard. So fühlen sich alle Passagiere wohl und haben ausreichend Bewegungsfreiheit, sowie genügend Platz für ihr Reisegepäck.

Peugeot 308GTi_011Eine weitere Gemeinsamkeit bzw. ein gemeinsames Gen schlummert unter der roten Aluminiumhaube. Der 1,6 l Vierzylinder Turbomotor. Er ist in seiner Grundauslegung mit dem Triebwerk des 208 GTi identisch bis auf kleinere innermotorische Modifikationen (geschmiedete Aluminiumkolben, verstärkte Pleuel, robustere Pleuellager). Wichtigste Modifikation ist der vergrößerte Turbolader, der dem Triebwerk mehr Luft zuführt und mehr Power ermöglicht. Das Resultat dieser Maßnahmen ist eine Leistung von 200 kW (272 PS) mit einem Drehmomentmaximum von 330 Nm.
Im Alltagsbetrieb begeistert der Motor mit seinem guten Ansprechverhalten und einer hohen Drehwilligkeit. Bereits knapp oberhalb von 2.000 U/min steht das maximale Drehmoment zur Verfügung und ermöglicht schaltfaules Fahren und Beschleunigen. Möchte der Fahrer doch einmal den Sportler in sich und dem 308 GTi entfachen reicht der Druck auf den SPORT-Taster in der Mittelkonsole aus. Die  Instrumentenbeleuchtung wechselt auf Rot und das Ansprechverhalten des Antriebs wird merklich spitzer.
Das Triebwerk hängt nun fast schon nervös am Gas und schiebt nachhaltig den Hatchback voran. Willig frisst sich der 1,6 ltr durchs Drehzahlband und klingt dabei angenehm kernig, ohne jedoch eine markante Melodie zu komponieren. Der Sound wird durch das aktivieren der SPORT-Taste deutlich präsenter. Der Grund ist jedoch nicht in der Abgasanlage zu suchen, sondern in einem schaltbaren Schallrohr nahe der Motorspritzwand. Beim Fahrer bleibt ein angenehmer Vierzylinder Klang hängen, der ausreichend sportliches Feeling aufkommen lässt. Was die Leistungsentfaltung angeht, ändert sich durch den aktiven SPORT-Modus jedoch kaum etwas. So ähnelt die Charakteristik mehr einem großvolumigen Motor, denn einem typischen Turbotriebwerk. Nur das leicht verzögerte Ansprechverhalten des Turboladers nach erfolgtem Gangwechsel entlarvt den Motor als zwangsbeatmet.
Einen weiteren Beitrag zum sportlichen Eindruck des Antriebs liefert das serienmäßige 6-Gang Handschaltgetriebe. Es ist zwar ebenso kurz gestuft wie in seinem kleinen Bruder 208 GTi, lässt sich jedoch prima bedienen. Die Schaltwege sind klar definiert und auch schnelle Schaltvorgänge macht das Getriebe problemlos mit. Durch die kurze Gesamtübersetzung verpasst der 308GTi hingegen die Chance auf einen besonders guten Verbrauch. Trotzdem liegt der ermittelte Wert von ~9 l/100km in einem guten Rahmen. Wer es dennoch darauf anlegen möchte und dem 308 GTi nicht ständig die Sporen gibt, der wird Werte von ~ 7 l/100km trotz zügiger Fahrweise realisieren.
Auch hier zeigen sich also wieder die Gemeinsamkeiten der beiden GTi Brüder, denn auch der kleine 208 GTi konnte im Alltag durchaus sparsam bewegt werden.

Doch wie schaut es mit dem Fahrverhalten aus?
Kann der 308 GTi aus seinem längeren Radstand einen Vorteil ziehen?
Ja, er kann viele Fehler seines Bruders ausmerzen und sogar anderen Konkurrenten eine Referenz liefern. So haben die Peugeot Ingenieure den 308 GTi nicht zu Unrecht als legitimen Nachfolger des Peugeot RCZ-R ausgerufen. Insbesondere durch sein neues Sportfahrwerk samt Tieferlegung und die Verwendung eines TORSEN-Sperrdifferenzials wird dies alleine schon auf dem Papier gerechtfertigt. Damit der Kraftprotz auch seine Geschwindigkeit zu jedem Zeitpunkt wieder sicher verringern kann, erhielt der 308 GTi eine riesige Compound Bremsanlage.
Peugeot 308GTi_006Mit diesem Gesamtpaket startet der 308 GTi schon einmal technisch deutlich aufwändiger in das Geschwisterduell als der ohne Sperre auskommende 208 GTi. In der Praxis wird schnell klar, dass der große Bruder merklich reifer und ausgefeilter daher kommt. Bei einem sportlichen Ritt über kurvige Landstraßen lässt sich der 308 GTi merklich zügiger und neutraler fahren als der hibbelig wirkende Bruder. Durch das Sperrdifferenzial schafft es der 308er selbst auf rutschigem Untergrund mehr Traktion aufzubauen und somit kräftiger aus dem Kurvenscheitelpunkt heraus zu beschleunigen. Auf trockener Fahrbahn dann zeigt der 308 GTi, dass er hier klar die Rivalen von Seat und Volkswagen im Visier hat. Beeindruckend ist besonders, wie spurstabil und präzise sich der Wagen in eine Kurve verzögern und wieder herausbeschleunigen lässt. Einzig die Lenkung lässt hier ein wenig an Rückmeldung vermissen, da sie schlicht zu leichtgängig ist. Bei schnellen Kurvenkombinationen lässt sich so kaum eine saubere Linie fahren, da zu viele Kurskorrekturen notwendig sind, was das Fahrvergnügen ein wenig trübt. Auf der Rennstrecke, die sich mit diesem Fahrzeug problemlos bewältigen lässt, dürfte dies den ambitionierten Sportfahrer vermutlich am meisten stören.
Im Alltagsbetrieb kommt die höhere Servounterstützung dem Fahrer klar zu Gute. So lässt sich der Wagen problemlos in der Stadt um enge Biegungen zirkeln ohne vorher ein Fitnessstudio besucht haben zu müssen. Besonders störend im Alltagsbetrieb, die sehr straffe Feder-Dämpferabstimmung. Sorgt diese bei sportlicher Fahrweise für eine kaum vorhandene Seitenneigung in Kurven, quittiert sie tiefer gelegene Kanaldeckel mit ungefiltertem Drüberrumpeln. Der Restkomfort ist hier auf guten bis akzeptabel asphaltierten Straßen noch annehmbar. Auf Kopfsteinpflaster oder osteuropäischen Straßen schaffen es die Sportsitze, noch Schlimmeres für eine untrainierte Rückenmuskulatur zu verhindern. Für einen Sportwagen wäre dies sicherlich noch zu erwarten gewesen, bei einem Kompaktmodell ist das ärgerlich. Doch wer sich für ein solch sportliches Modell für den Alltag zulegt, wird ihm diesen Schnitzer sicherlich gerne verzeihen. Erst recht dann, wenn man auf der Autobahn deutlich größere Fahrzeuge mit dessen Fahrern mächtig ärgern kann.
Selbst bei hohem Tempo lässt sich der Peugeot 308 GTi kaum aus der Ruhe bringen und sorgt für ein souveränes Gefühl hinter dem kleinen Sportlenkrad. Auch ein heftiges Verzögern aus hohen Tempi bringt die Karosserie nicht aus der Ruhe und die Bremsanlage lange nicht an ihre Grenzen. So kann man überaus spaßig mit über 200 km/h über die Bahn fegen. Mit jedem Durchbeschleunigen wächst hier nicht nur der Abstand zum Hintermann, sondern auch das Grinsen im Gesicht des Fahrers.

Am Ende des Tages geht ein deutlicher Sieger im Bruderduell hervor. Dachte ich noch zu Beginn dieser Zeilen, dass beide Modelle sich gegenseitig Konkurrenz machen, wurde ich ein eines besseren belehrt. Hier handelt es sich um zwei Brüder, welche zwar die GTi-Gene von Peugeot in sich tragen, jedoch in unterschiedlicher Art und Weise. Der Peugeot 308 GTi jedenfalls ist klar der erwachsene Bruder. Mit mehr Ruhe und einem sportlicheren Fahrwerk schafft er es, seine Kraft besser in Vortrieb und Fahrspaß umzusetzen. Der Peugeot 208 GTi hingegen wirkt im direkten Vergleich wie der ungeschliffene Diamant, der zwar eine gewisse Faszination bietet, dem jedoch immer ein wenig fehlt, um perfekt zu sein. Diese Perfektion vermittelt dann um so eindrucksvoller der große Bruder, weshalb dieser auch klar der Sieger im Geschwisterduell ist.

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Technische Daten:

Motor

1,6 l Vierzylinder Turbomotor

Leistung

200 kW / 270 PS – 330 Nm

Getriebe

6 – Gang Handschaltung

Leergewicht

1.395 kg

Tankvolumen

55 ltr

0 – 100 km/h

6,0 s

Vmax

250 km/h

Verbrauch lt NEFZ

6,0 l/100km

Verbrauch im Test

8,8 l/100km

Basispreis

34.950 €

Testwagenpreis

38.520 €

 

Hier gibt es wieder die Meinungen von Kollegen:

Autogefühl.de ist der Meinung das Wunschlos-Glücklich-Paket zu erhalten mit dem Peugeot 308 GTi

Peugeot 308 GTI
Reviewed by Ubi-Testet on.
Summary:Peugeot lässt den 308 GTi zum Geschwisterduell antreten. Ist er besser als sein kleiner Bruder Peugeot 208 GTi?

Description:Der Peugeot 308 GTi ist in der Golf-Klasse ein richtig heißes Eisen aus Frankreich. Er soll im Testbericht zeigen, dass er zu Recht von Peugeot als Nachfolger für den sportlichen RCZ-R gilt.
Rating: Test Peugeot 308 GTI

Comments (2)

  1. […] Und eine weitere Perspektive auf den 308 GTi bei ubi testet. […]

  2. […] Peugeot 308 GTi im Test ? Geschwisterduell aus Frankreich, gefunden bei ubi-testet.de (1.7 Buzz-Faktor) […]

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