Auch nach 10 Jahren ist sein Name noch ein Zungenbrecher für viele Leute. Die Rede ist vom Nissan Qashqai (Kaschkai – gesprochen).

Als Nissan 2006 die erste Version des Crossover Modells auflegte, waren viele Leute nicht nur auf Grund des Namens skeptisch. Die Skepsis er gab sich vorwiegend darin, dass weder die Fachpresse noch der Endkunde das Modell einer bestimmten Fahrzeuggattung zuordnen konnte.
Sollte es ein Golf-Gegner mit Kombiheck oder doch eher ein SUV sein, was Nissan hier verkaufen wollte?
Optisch war der Wagen mit seiner kantigen, hochgebockten Form kein Anwärter auf einen Designerpreis. Doch die Kunden fanden schnell gefallen an dem praktischen Crossover Modell der Japaner, dank erhöhter Sitzposition und einer besseren Variabilität als bei klassischen Hatchbackmodellen. Im Jahre 2008 bekam der Qashqai sogar noch eine weitere Variante mit verlängertem Radstand zur Seite gestellt, mit der er zum Familientransporter mutierte dank einer zusätzlichen Sitzreihe mit 2 weiteren Sitzmöglichkeiten.

Die beiden Modelle wurden 2010 einer deutlichen Kosmetik unterzogen und der Absatz stieg fortan kontinuierlich, bis vor zwei Jahren die 2. Generation nach Deutschland kam. Als bald wurde aus dem Crossover Modell ein klar definiertes SUV mit frechem, dynamischem Blechkleid.

So folgt unser Testwagen dem aktuellen Trend hin zum durchgestylten Großstadt-SUV Modellen. Die Plattform und Antriebe teilt sich der neue Nissan Qashqai mit dem Renault Kadjar, der ein Jahr später erschien. Den in vier Ausstattungslinien (Visia, Acenta, N-Connecta, N-Vision und Tekna) und mit vier Triebwerken (2 Benziner und 2 Diesel) lieferbaren Qashqai stellte uns Nissan mit der stärksten Dieselmotorisierung zur Verfügung.

Der Nissan Qashqai 1.6dCi N-Connecta steht mit seinen dunklen 18 Zoll Rädern und der perlmuttweißen Lackierung frisch und sportlich vor mir. Die leicht spitz ausgerichtete Nase mit markanten LED-Tagfahrlichtern in mandelförmigen Scheinwerfern sorgen im Rückspiegel des Vorausfahrenden für vernünftiges Überholprestige. Die Seitenlinie mit hoher Gürtellinie und nicht lackierten, schwarzen Kunststoffumrandungen der Radhäuser verdeutlichen den SUV Anspruch des Nissan Qashqai weiter. Auch der am Heck angedeutete Unterfahrschutz bekräftigt den Anspruch des Japaners nicht nur im Großstadtgetümmel daheim zu sein, sondern auch Lifestyle-Käufer zu ihren Freizeitaktivitäten zu begleiten.

Die Nachteile der hohen Ladekante kompensiert der Trendsetter mit einem gut nutzbaren Laderaum. Als clevere Detaillösung zur Erhöhung der Variabilität im Frachtabteil verfügt der Nissan Qashqai über einen variablen Laderaumboden. Besonders pfiffig sind die zwei herausnehmbaren Böden, an Hand derer sich das Gepäckabteil aufteilen lässt und so vor verrutschender Ladegut schützt. Mit regulären 430 Litern Gepäckraumvolumen setzt der Nissan zwar keinen Klassenbestwert, ein herkömmlicher Kinderwagen und leichtes Reisegepäck finden aber dennoch problemlos ihren Platz. Stehen doch einmal größere Transportarbeiten ins Haus, so können die Rücksitzlehnen schnell umgelegt werden und das Ladevolumen auf gute 1.585 Liter erhöht werden. Auch Campingfans befriedigt der Nissan Qashqai mit einer optional erhältlichen und abnehmbaren Anhängerkupplung mit einer Anhängelast von bis zu 1.800kg.

Sind die Kinder im Fond auf ihren ISOFIX-Kindersitzen untergebracht, kann sich der Fahrer hinter dem lederbezogenen Multifunktionslenkrad auf dem straff gepolsterten Fahrersitz einfinden. Die Bedienung gibt kaum Rätsel auf, das analoge Kombiinstrument ist hervorragend ablesbar und der 7“ große Multimediabildschirm ist angenehm hoch positioniert. Zum leichten manövrieren bietet Nissan im Qashqai N-Connecta neben einer optisch und akustischen Einparkhilfe noch eine 360° Kamera, die noch präziseres Ein- und Ausparken ermöglichen soll. Leider ist dieser Vorteil bei schlechtem Wetter oder bei Nacht schnell dahin, da die bereits schwache Detailauflösung der Kameras durch Schmutz zusätzlich eingetrübt wird.

Gang rein und los geht’s

Nachdem das Handy sich via Bluetooth verbunden hat und der Gurt im Schloss eingerastet ist, kann der Druck auf den Start-Knopf erfolgen.
Unter der der Haube unseres Nissan Qashqai 1.6dCi erwacht so gleich das aktuell stärkste Dieseltriebwerk der Baureihe. Der 1,6l Dieselmotor aus dem Hause Renault entwickelt dank zweier Turbolader eine maximale Leistung von kräftigen 130PS und die Drehmomentspitze liegt bei stolzen 320 Nm.
Von der Bi-Turboaufladung hingegen merkt der Fahrer zunächst relativ wenig, denn der 1.6dCi schleppt unterhalb von 2.000U/min eine doch recht große Anfahrschwäche mit sich herum. Im Alltag bedeutet dies ein oft unnötig hohes  Drehzahlniveau, um kraftvoll beschleunigen zu können. Ist diese Talsohle jedoch einmal überschritten, verwandelt sich das zäh wirkende Aggregat um 180 Grad. Willig und kraftvoll dreht der kultiviert laufende Vierzylinder unter Lastanforderung aus, bis der der Fahrer die nächste Fahrstufe einlegt. Munter treibt der Bi-Turbo so den Qashqai nicht nur über die Landstraßen, sondern auch über die unbegrenzten Stücke deutscher Autobahnen mit mehr 200 km/h. Akustisch bleibt der Motor dabei dezent im Hintergrund und entwickelt zudem kaum vernehmbare Vibrationen. Trotz des oftmals selbstgesetzten, höheren Drehzahlniveaus bleibt der Verbrauch erstaunlich gering. Mit einem durchschnittlichen Kraftstoffkonsum von errechneten 6,5 l/100km Durchschnitt über meinen Testzeitraum hatte ich nicht gerechnet.

Ebenso positiv überrascht wie bei den Trinksitten des Nissan Qashqai war ich von dessen Fahrverhalten. Mit gutem Federungskomfort auf schlechten Fahrbahnbelegen oder Kopfsteinpflaster konnte das kompakte SUV die ein oder andere Alltagsfahrt zu einer kurzen Erholungsphase machen. Sportliche Fahrnaturen konnten im Nissan Qashqai aber auch ihren Frieden finden, dank der angenehm direkt arbeitenden Lenkung und einer nur sehr geringen Seitenneigung der Karosserie in schnell gefahrenen Kurven. Einzig das Feedback am Lederlenkrad dürfte etwas besser sein, damit auch die sportlichen Alltagsfahrten noch einmal zu einem besonderen Highlight werden.

Angekommen zu Hause entsteigt man dem Nissan Qashqai 1.6dCi entspannt und zufrieden mit einem besonderen Lächeln. Denn eines steht nach unserer Testfahrt eindeutig fest:
Ein SUV kann sowohl praktisch als auch spaßig sein und dies auch ohne einen Premiumaufschlag beim Kauf bezahlen zu müssen.

 

Technische Daten:

Motor

1,6 l Vierzylinder Bi-Turbodiesel

Leistung

96 kW (130 PS) // 320 Nm

0 – 100km/h

9,9 s

Vmax

190 km/h

Tankvolumen

55 ltr

Kofferraumvolumen

430 – 1.585 ltr nach DIN

Verbrauch lt NEFZ

4,6 l/100km & 120 g/km CO2

Testwagenpreis

30.610 €

 

Hier folgt demnächst noch das onBord-Video zum Nissan Qashqai 1.6 dCi:

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